Dienstag, 12. Juni 2007
Der Himmel über NRW soll wieder blau werden

Im Zeitalter strenger Grenzwerte für Schadstoffemissionen aller Art und allerorten war es bisher schon nur dem massiven Einfluß der Tabaklobby zu verdanken, daß auch nichtrauchende Mitarbeiter und Gäste der meisten gastronomischen Betriebe gesundheitsgefährdend zugequalmt wurden.

Die Regierungsverantwortlichen, die im Einsatz gegen Schurken, Terroristen und sonstig Langhaarige stets als Kämpfer von granitener Härte auftreten, sind hier ebenso regelmäßig wie wachsweich eingeknickt. Der Hotel- und Gaststättenverband malte gern mit Flammenschrift Umsatzrückgänge, Kneipensterben und Verelendung der eigenen Klientel an die Wand, dabei liegen anderslautende Erfahrungswerte aus Ländern mit strengem Rauchverbot schon lange vor. Allein das Beispiel der zahllosen Irish Pubs auf der grünen Insel ist hier höchst lehrreich: Schienen sie noch vor zehn Jahren gleichsam nur vom an Wände, Decken und Fußböden gequalmten Nikotin zusammengehalten zu werden, hat die Zahl der Gäste wie Umsätze seit dem Zwang zur sauberen Luft sogar noch erhöht.

Heute ist einer dieser seltenen Tage, an denen sich die Vernunft sogar bis in einige Randzonen der Politik erstreckt. Zukünftig gilt in NRW ein komplettes Rauchverbot für gastromische Betriebe, also auch für die typische Eckkneipe. Wer nicht über ein separates Stübchen zum abgeschlossenen Dampfen verfügt, bietet seiner verehrten Kundschaft zukünftig gesundes Atmen.

[Disclaimer: Bis vor anderthalb Jahren war ich selbst starker Raucher, bin aber dennoch vom übertriebenen "Konvertiteneffekt" frei. Wenn jedoch die Gesundheit unbeteiligter Menschen ins Spiel kommt, hört der Spaß auf.]


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Erst Cisco, jetzt Yahoo-Reklame bei Adical. Das ist wie der Pfaffe im Puff.

Der geht allerdings beichten und alles ist wieder gut.

Was machen die Adicals?


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Montag, 11. Juni 2007
Beweislastumkehr mit dem Bulldozer

Heribert Prantl macht auf einen wichtigen, weithin nicht wahrgenommenen Punkt aufmerksam:

"Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble will ... die Fingerabdrücke aller Ausländer in Deutschland zentral speichern - im Ausländerzentralregister. Man kann davon ausgehen, dass dies nur die Vorstufe ist, um später auch die Fingerabdrücke aller Deutschen im Bundeszentralregister zu speichern.

Das Asyl- und das Ausländerrecht war nämlich in den vergangen zwanzig Jahren stets ein juristischer Bulldozer, der geltende Rechtsgrundsätze weggeräumt hat: Das gilt für die Verdachtsstrafe, dass gilt für die Vereitelung des Rechtsschutzes. Das Bild vom gefährlichen Individuum wurde zuerst im Asylrecht entwickelt, dann ins allgemeine Ausländerrecht übernommen; jetzt hält es ins allgemeine Sicherheitsrecht Einzug."


Dies sollten all die bedenken, die jetzt freudig "Hurra!" beim Thema verschärfter Ausländerüberwachung schreien. Demnächst werden sie (& wir anderen ebenfalls) denselben Maßnahmen unterworfen.


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Sonntag, 10. Juni 2007
Grimmepreis und andere irrelevante Kleinigkeiten

Stellen Sie sich vor, Sie beabsichtigen zur Verbesserung Ihrer finanziellen Situation einen Banküberfall. Am vorgesehenen Tag betreten sie das zuvor ausgesuchte Geldinstitut und machen das allfällig vorhandene Personal mit Dringlichkeit auf Ihr Anliegen aufmerksam. Dummerweise aber ist justament heute kein Geld da, sodaß die Aktion als totaler Fehlschlag endet. Nicht nur, daß Ihre prekären Lebensumstände keine Veränderung ins Erfreuliche erfahren werden, Sie werden auch von der mittlerweile angerückten Polizei wegen Rauberfalls sistiert. Darauf sind Sie jedoch vorbereitet: "Warum dies", so fragen Sie, "ich habe doch gar nichts erbeutet!".

Klingt blöd? Stimmt, das dürfte nicht einmal Polizeischüler in der ersten Lehrwoche beeindrucken.


Abbildung ähnlich

Beim Grimme-Institut sieht man das offensichtlich anders. In der Causa um das Jurymitglied M. Sixtus, der für den von ebendieser Jury zu vergebenden Grimme Online-Award (GOA) nachnominiert worden ist, will man beharrlich keinen Duft von Klüngelei erkennen.

Im Trackback-Interview erklärte GOA-Projektleiter Friedrich Hagedorn laut des Transkripts von F!XMBR: "Ja, aber Günstlingswirtschaft heißt ja, dass jemand wirklich was davon haben muss. Ich weiß jetzt gar nicht, wer hier wen bestochen haben soll. Die Jurymitglieder haben doch jetzt überhaupt nichts davon. Dieser Preis ist nicht dotiert und so weiter. Also, da gibt es keinen, der von Seiten der Jury, die also da nachnominiert hat, irgendetwas davon haben könnte, jetzt hier irgendwen bevorteilt haben könnte."

Nicht wahr, das ist doch wirklich höchst originell! Der GOA ist eigentlich wertlos, völlig irrelevant und kostet noch nicht einmal was! Und was nichts ist, kann auch nicht verklüngelt oder geklaut werden. Sagt Herr Hagedorn. Und der muß es ja wissen.

Den Trick muß ich mir unbedingt für meine nächste Einkommensteuererklärung merken.


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Offensichtlich hat sich bei den Volksverdummern der Elektrohandelsbuden "Mediamarkt" und "Saturn" die Bereitschaft durchgesetzt, vom pöbelnden Unterschicht- und Gossenimage Abstand zu nehmen.

Dem bisher in Mediamarkt-Diensten stehenden Akkord-Abmahnanwalt Steinhöfel wurde schon einmal "das Mandat entzogen". Und Geiz soll demnächst auch nicht mehr geil sein.

Wie schön, jetzt, wo ja angeblich der Aufschwung schwingt, ist die prekäre Hartz IV-Zielgruppe nicht mehr so wichtig.

Gewisse menschenverachtende Grundhaltungen werden auch durch Saubermannaktionen nicht erträglicher.


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Samstag, 9. Juni 2007
Guantanamo 2.0

Gut, das Wetter in McPomm ist nicht ganz so doll wie auf Kuba, aber mondäne Seebäder in unmittelbarer Nähe entschädigen sicherlich für karge Käfighaltung à la Guantanamo.


Erlebnisferien in McPomm

Deutschland im Jahre 2007. Ich bin fassungslos.


[Via]


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Freitag, 8. Juni 2007

Mich sehr über die "Computerexperten" im WDR gewundert bzw. ihre recht eigenwillige Artikulation bestimmter Begriffe. Flickr zum Beispiel sprechen sie nicht wie jeder sonst, den ich kenne, wie "flicker" aus, sondern wie "flick-ahr", dabei das englische "r" streng betonend.

Ist das jetzt super-nerdig oder einfach nur doof?


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Bis 2050 wollen sie also den CO2-Ausstoß um die Hälfte reduzieren.

2050.

Das klappt sowieso nicht.

Begrabt mich an der Biegung des Ananas-Hains.


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Donnerstag, 7. Juni 2007

Langfristig geht der Trend allemal zur Umverteilung von oben nach unten.

Weniger Haare, mehr Bauch.


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Mittwoch, 6. Juni 2007
G8-Potemkin

Der versammelten Journaille ist in jedem Bericht anzumerken, wie erleichtert sie ist, über Proteste zu berichten anstatt nur über das völlige Fehlen irgendwelcher meldenswerter Ereignisse beim Politikertreffen im Container.

Findet man zum Beispiel beim Handelsblatt: "Erst wenn die hohen Damen und Herren in Heiligendamm wirklich etwas Neues, Interessantes oder Wichtiges ausbrüten, sollte man berichten. Dieser Zirkus, der jetzt gerade läuft ist unwichtig, uninteressant und langweilig."


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Heringe zu Haien

Und wo wir schon gestern bei dämlichen, stümperhaften, gut gemeinten und schlecht ausgeführten Logos waren, heute gleich noch eins, aus aktuellem Anlaß namens Evangelischer Kirchentag. Als Grundmotiv wurde der gute, alte, urchristliche Fisch genommen, weil altgriechisch IXΘΥΣ "Fisch" als Akronym für "Jesus Christus, Gottes Sohn (und) Erlöser" steht. Nun waren die frühen Christen vor Konstantins Wende immer wieder Verfolgungen ausgesetzt (wiewohl es auch lange Zeiten der Ruhe und der ungestörten Aubreitung der neuen Religion gab), und in der Regel nahmen sie die friedliche Botschaft des Nazareners noch sehr ernst. Streng und hart waren sie in der Befolgung der Vorschriften, aber ebendie führten nicht nur einmal in die Arenen des Imperiums, wo sie zum Gaudium des besoffenen Pöbels den blutigen Märtyrertod starben.

Das Image der stillen Dulder ist aber in unseren wilden Zeiten nicht mehr marktgängig, man muß coole Hipness zeigen (sagt man so? Ich bin weder cool noch hip), in einer Gegenwart, in der es selbst für die Freiwillige Feuerwehr Kleinbüllesheim zum guten Ton gehört, "gut aufgestellt" zu sein, darf die Evangelische Kirche nicht fehlen. Die Evangelen... die ja immer schon besonders geübt darin waren, sich an den Zeitgeist (oder was sie dafür hielten) ranzuschmeißen, ohne eigene Mitte, ohne Bezugspunkt zum eigentlichen christlichen Proprium. Draußen, in der wilden Welt, wird fusioniert, fliegen Heuschreckenschwärme um den Globus und Synergiekräfte werden optimiert. Also kein christliches die-andere-Wange-hinhalten ist angesagt, sondern businessmäßiges, hungriges, erfolgs- und IPO-orientiertes Auftreten. Und welches Tier fällt uns da ein, das die profitablen Tugenden der reinen Marktwirtschaft so anschaulich versinnbildlicht wie keins sonst? Genau, der Hai. Das Maul voller Zähne, wendig, schnell, immer hungrig, eine perfekt angepaßte Freßmaschine.

Ich war ein Hering

Und was ich nicht für möglich gehalten hätte (und viele andere wohl ebenfalls nicht), die dämlichen Kirchentagsprogrammierer peppen den Christenhering allen Ernstens mit Haifischflosse zum Siegerschwimmer auf und garnieren das ganze noch mit erklärendem Kleinkindergekrakel, damit sich auch die Lichterkettenerprobten, gutmenschlichen Bestandskunden nicht gar so sehr erschrecken.

Ein als fleischfressendes Raubtier maskierter Hering. Auf so etwas kann man nur in Köln kommen. Alaaf.


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