Dienstag, 28. November 2006

Nebenan macht man sich Gedanken über den steigenden Flüchtlingsdruck aus Afrika auf das glückliche Europa. Und den demographischen Wandel.

Erinnert sich noch jemand an Hoimar von Ditfurth? Der hat vor 20 Jahren mal was von den "Millionenströmen" erzählt, die sich irgendwann aus Afrika in Marsch setzen und sich heuschreckengleich in Richtung Europa wälzen würden... was haben wir gelacht... tja, ist ja auch lange her. Aber heute ist es soweit. Und auf den Kanaren, in Spanien und Italien kommen ja nur die an, die nicht in ihren jämmerlichen Nußschalen an Hunger und Durst verreckt sind oder die die Haie gefressen haben.

"Allein in Deutschland steht die alte Blut-und-Boden-Staatsidentität auf dem Prüfstand. Es wird für die herkömmlichen Gesellschaften eine Herausforderung sondergleichen werden, wie sie es schaffen können, einige Millionen Menschen zu integrieren."

Das klingt, mit Verlaub, ein wenig zu gutmenschlich. Die Integration "einiger Millionen Menschen" wird sich an einem Hauptkriterium entscheiden: der Akzeptanz hier in Deutschland. Und die ist keine Einbahnstraße. Und da hat das Projekt Integration angesichts sich massiv etablierender Parallelgesellschaften ein gewaltiges PR-Problem. Mindestens.

Damit Integration gelingen kann, muß sie hierzulande vermittelt werden, hier müssen die Leute überzeugt werden. Das funktioniert aber nur, wenn dieser Prozeß nicht den Interessen der hier Lebenden zuwiderläuft. Also wird die Sache mit einiger Wahrscheinlichkeit in die Hose gehen.

Die Leute haben nämlich keine Lust auf noch mehr Zuwanderung von beharrlich auf ihren Eigenheiten bestehenden Menschen. Auf genau diesen Eigenheiten aber werden diese Zuwanderer bestehen, um so mehr, je kühler Empfang & Behandlung in Deutschland ausfallen. Ein circulus vitiosus.

Wer erlebt hat, wie schnell bereits eine funktionierende Dorfgemeinschaft zusammenbricht, weil sich der Ort auf einmal in eine suburbia für zahlreich zugezogene (deutsche!) Vorstadtbewohner verwandelt, was die alten Dorfstrukturen nicht verkraften, der macht sich über die Integrierbarkeit von Millionen Ausländern keine Illusionen.

Es wird unschön werden.

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Noch ein paar Worte von mir:

Zugegeben, es gibt die ein oder andere Phrase im Text, die leicht "gutenschlich" klingt (...was u.a. auch daran liegt, dass mir der Text in der Erstfassung ein wenig pessimistisch und allzu negativ klang).
Es ist, wie meiner Ansicht nach bereits völlig richtig beschrieben, ein circulus vitiosus: Einerseits ist die Altersversorgung künftiger Generationen nur dann einigermaßen machbar (wenn überhaupt!), wenn hier Zuwanderung stattfindet. Alles andere erforderte eine grundlegende Umstrukturierung des Staatshaushalts und des Rentensystems an sich, was wohl kaum realisierbar ist (zumindest glaube ich da nicht dran). Ebenso wird das allgemeine Wirtschaftsleben spätestens in 15 Jahren (wenn nämlich die letzten Babyboomers anfangen in Rente zu gehen) neue Arbeitskräfte brauchen. (Dies heißt meiner Meinung nach übrigens nicht, dass dies gleichzeitig zu einer signifikanten Absenkung der Arbeitslosenquote führen wird).

Dies alles führte bereits in den letzten Jahren zu einigen (kleinen) Schritten in der Politik, die da leichtes Umdenken zeigt: Das Zuwanderungsgesetz, Ausnahmeregeln in Asylsachen, die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts.....das alles sind sehr winzige Schritte in diese Richtung, die wohl vor 20 Jahren in der Form nicht denkbar gewesen wären. Gleichzeitig reagiert man natürlich auch mit Abschottung der Festung (weil man ja den Strom noch zu kontrollieren gedenkt; was aber in einer sehr hilflosen Art geschieht, weshalb dieses Unterfangen vermutlich scheitern muss). Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Quer durch die politische Bank echauffiert man sich über einen israelischen Zaun (=Aussperrung), hat aber gleichzeitig ähnliche Anlangen in Ceuta und Melilla stehen (=Aussperrung) und ein deutscher Innenminister dort sogar Internierungslager planen durfte (=Einsperrung!!!). Und selbst wenn man dann mal rigoros alles dichtmacht, glaube ich kaum, dass dies dauerhaft erfolgreich sein kann, Leute davon abzuhalten, die Grenze einzurennen...


Nun zu den Bedenken: Ja, es wird vermutlich heftig werden. Wenn man nur mal das Szenario bedenkt: Da werden hier Tausende, Millionen in Europa landen. Das werden diejenigen sein, die nicht in der Türkei oder Marokko "hängenbleiben", die nicht zwischendrin abgesoffen sind und die nicht irgendwann umgedreht sind oder wieder weggeschickt wurden. Es sind durchsetzungsfähige, talentierte und "zähe" Menschen, die sich von Beginn an gegen 5 und mehr Geschwister durchsetzen mussten und trotz vieler Widrigkeiten letzten Endes im gelobten Land gestrandet sind. Sie sind "hungrig" und treten mit einem eigenen Anspruch an.

Dabei werden sie dann (ich überspitze nun etwas) auf verwöhnte Einzelkinder treffen, die im Paradies groß geworden sind und die satt, fett und zufrieden dasitzen. Sie werden auf Leute treffen, die nicht daran denken, ihr gut saturiertes und eingerichtetes Leben aufzugeben.

Ich habe, was Zahlen angeht, noch ein wenig nachgeschaut (bzw. ein klein wenig überschlagen). Allein die absoluten Zahlen sind "sensationell", zeigen aber, was da denn kommen könnte:
Die Bundesrepublik Deutschland hat gerade einen etwaigen Anteil von 15% unter 15jährigen. Das sind grob 12 Millionen. Die Entwicklungsländer verfügen (China explizit ausgeschlossen!) über ca. 1,5 Milliarden Menschen unter 15 Jahren.
Wenn sich nun von diesen 1,5 Milliarden nur 350 Mio (die Zahl schmeiss ich einfach mal in die Runde; jeder Vierte) auf die Wanderung macht und davon nur 10% (35 Mio) ankommen werden und davon wiederum auch nur jeder Zehnte in Deutschland (3,5 Mio) -was ich, nebenbei, für eine äußerst konservative Schätzung halte-, dann zeigt das schon in etwa, was da kommen könnte....

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Die Erledigung des Problems der Arbeitslosigkeit durch die schrumpfende Bevölkerung mag sich in zehn oder 15 Jahren einstellen - nur löst das nicht die Schwierigkeiten der heutigen Arbeitslosen. Und die Frage nach der notwendigen Qualifikation in einem immer arbeitsteiligeren Markt - für hier Lebende wie für Zuwanderer - wird so auch nicht beantwortet.

Vor allem aber gilt die alte Erkenntnis, daß wir die Probleme Afrikas nicht in Deutschland lösen können.

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