Sonntag, 16. Juli 2017
Schweizer Zeitungen sind das neue Westfernsehen.




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Sonntag, 9. Juli 2017
Nach dem Ende
Noch eine Nachbemerkung zu Sieferles "Finis Germania", nach dessen stattgehabter Lektüre ich zwar einigen der von ihm dargebotenen Thesen nicht zu folgen, aber auch die vom deutschen Haltungsjournalismus verhängte Verdammung als "völkisch" und "antisemitisch" nicht nachzuvollziehen vermag.
Seine These, die Allierten hätten den Deutschen 1945f. gewissermaßen zu Unrecht den Mythos eingeflößt, die deutsche Gesellschaft habe im 19. und 20. Jahrhundert an einem fundamentalen Makel gelitten, nämlich dem Gedanken eines deutschen Sonderweges zwischen Ost und West, halte ich für falsch. Denn es ist ja so, daß diese Vorstellung keineswegs ein Konstrukt alliierter Umerziehung ist, sondern tatsächlich einen zwischenzeitlich sehr lebendigen Strang im deutschen Geistesleben dieser Zeit beschreibt. Es gab tatsächlich die Formulierung des deutschen Wesens, das zwischen dem "asiatischen Osten" und dem dekadenten Westen stehe, deutsches Gemüt gegen westliche "Asphaltzivilisation"; eine These, die später zumal von den Nationalsozialisten aufgenommen wurde und ein Kernelement ihrer Propaganda bildete.

Inzwischen hat sich die "New York Times" auf durchaus unaufgeregte Weise des Büchleins angenommen und widmet ihm eine Besprechung, weit entfernt vom Inquisitions-Furor hiesiger Qualitätsmedien. Darin wird u.a. auf einen Aspekt der Angelegenheit verwiesen, der deutsche Groß- und Edelfedern seid einigen Jahren zunehmend betrübt: je bedeutender sie sich gerieren, desto stärker nimmt ihre Bedeutung ab. Das Publikum ist inzwischen weit davon entfernt, sich Verdikt und Anathema aus dem Feuilleton, dem verordneten Kollektivismus brav zu fügen. Im Gegenteil, die Brandmarkung war den Leser klare Kaufempfehlung. Bei Amazon stand Sieferles Werk zwischenzeitlich auf Platz eins der Buchverkäufe, bis der Verleger nicht mehr mit dem Drucken nachkam.

Die NYT resümiert:

"When the German literary establishment unanimously denounced Mr. Sieferle’s work as an extremist tract, readers did not nod in agreement. They pulled out their wallets and said, ‚That must be the book for me.’ This is a sign that distrust of authority in Germany has reached worrisome levels, possibly American ones."




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Montag, 29. Mai 2017
Man soll die Christenverfolgung in islamischen Ländern nicht dramatisieren", "Es ist nicht unbedingt hilfreich immer wieder zu sagen, dass Christen verfolgt werden“, "Wir können vom Islam Gastfreundschaft und Toleranz lernen", "der Islam ist Kitt der Gesellschaft", "Zwei deutsche Eltern, vier deutsche Großeltern: Da weiß man, woher der braune Wind wirklich weht", "Es braucht noch viel theologische Arbeit, um die Bilder auszurotten, dass nach der Bibel Mann und Frau füreinander geschaffen wurden" ...

Ich bin ja von der EKD-Kirchentagslyrik so einiges gewöhnt und nur noch schwer zu erschrecken, aber nach diesem Wochenende frage ich mich doch, ob sie in Berlin irgendwas im Trinkwasser haben.




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Donnerstag, 25. Mai 2017
Kirchentag?
Klavierkabarett in Reimkultur. Tanzworkshop klassisch indisch bis Bollywood. Coming-out-Workshop für lesbische Frauen und Mädchen." "Speeddating".

Wieso eigentlich heißt das Ding "Evangelischer Kirchentag"? Das ist der alle zwei Jahre veranstaltete Almauftrieb des linksliberalen Juste Milieu, das sich eine Pause vom Sozialpädagogik-Seminar gönnt und sich in schönster Pharisäer-Manier*) bescheinigt, zu den Guten und Rechtschaffenden - "tolerant, vielfältig und solidarisch" - zu gehören und vor Abscheu über verstockte Schwefelbuben von rechts das Näschen kraust. Nicht mal richtig kirchlich sind sie, dann hätten sie wenigstens Weihrauch.

Über alles können esoterische Betroffenheitslyriker wie Käßmann oder Bedford-Strohm reden, solange es politisch ist. Klima, Asyl, Wirtschaft, Gender, die Gurkenpreise, aber selten bis nie über Gott, Jesus, Kirche. Die Kirchentags-Säle sind brechend voll, aber die Kirchen bleiben sonntags trotzdem leer. Von all den schönen Kirchentags-"Impulsen" kommt nichts in den Gemeinden an, das sind völlig getrennte Welten. Beim Kirchentag treten gern auch hochmögende Politiker auf, diesmal hat es mit Obama sogar einen Ersatz/Ex-Messias, der den immer ausgezehrteren Kirchenorganisationen zu mehr Relevanz verhelfen sollen. Nur verschafft das Anschmiegen an den Zeitgeist, das Nachbeten schon sattsam bekannter Floskeln und Textbausteine keine Bedeutung, nicht politisch (da ist der Markt an Gouvernanten schon überfüllt genug), schon gar nicht religiös.

Wieviele Menschen wohl wegen der kirchenoffiziellen Beliebigkeitssuada in ihrer Gemeinde um Kircheneintritt nachsuchen? Die Zahl der massenhaften Kirchenaustritte jedenfalls wird durch derlei Verrenkungen nicht kleiner.

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*) "Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich selbst so: O Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da." Lk 18,11




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Samstag, 13. Mai 2017
Chulz



Auf Weg zum Bäcker begegnete mir heute ein großes Plakat. "Schulz, bist du es?" entfuhr es mir unwillkürlich. Dann genauer hingeguckt. Achso, mit Piercing.

Andererseits, der Bezug zu Hep C ist jetzt auch nichts, das sich nicht als Schulz-Assoziation anböte...




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Donnerstag, 9. März 2017
Das Kreuz mit dem Kreuz

In Erfurt soll eine Moschee errichtet werden, nicht alle sind damit einverstanden. Ein kleines Grüppchen Moscheegegner errichtete jetzt auf dem vorgesehenen Baugrundstück ein großes Holzkreuz, das wiederholt in der Nacht beschädigt wurde.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, nach eigenen Angaben praktizierender Katholik, reagierte auf diese Aktion sehr erbost und äußerte auf seinem regelmäßig bespielten Twitter-Profil so:

"Kreuzzüge, Hakenkreuze oder Ku-Klux-Klan - die Traditionslinien sind erkennbar. Mit Glauben und Religion hat das nichts zu tun! #Rassismus"

Man kann zur Holzkreuzaktion in Erfurt jetzt stehen, wie man will, aber der Thüringer Landesvater läßt - als Christ! - doch einige Wissenslücken erkennen. Denn eigentlich könnte einem eine andere Kreuzaufrichtung als viel naheliegender in den Sinn kommen, die so gar nicht mit Nazis, sinistren KKK-Gestalten oder Kreuzfahrern zu tun hatte:
Ich rede von der polnischen Stadt Nowa Huta in der Nähe von Krakau. Dort hatte die sozialistische Regierung Polens nach dem Krieg eine ganze Stadt um ein Eisenhüttenkombinat aus dem Boden stampfen lassen, aber ohne eine einzige Kirche für die 200.000 Einwohner einzuplanen.
Das seien nur "bürgerliche Relikte, auf die der Arbeiter im Sozialismus gerne verzichten kann", erklärte die Krakauer Parteileitung damals auf Vorhaltungen geringschätzig.
Doch die Mehrheit der Hüttenarbeiter von Nowa Huta war da ganz anderer Meinung: 1956 errichteten sie auf freiem Feld ein riesiges Holzkreuz, unter dem Priester aus Krakau regelmäßig Gottesdienst abhielten.
Als die Regierungskommunisten im Herbst 1960 Bautrupps anfahren ließ, um das Kreuz zu fällen und den illegalen Kirchplatz für den Bau einer Schule zu planieren, kam es zum Volksaufruhr: Polizisten schossen auf Arbeiter, das Kreuz aber blieb.
Auch der damalige Erzbischof von Krakau Karol Wojtyła hielt auf dem Platz regelmäßig Gottesdienste ab und setzte mit hartnäckiger Sturheit ab 1965 sogar den Bau einer katholischen Kirche durch, die nach zahlreichen Materialspenden von Menschen aus ganz Polen und sogar von Papst Paul VI. 1977 geweiht werden konnte.

DAS ist der historische Kontext, von dem ich mir vorstellen kann, daß er dem einen oder anderen in den neuen Ländern noch geläufig ist.




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Donnerstag, 19. Januar 2017
Uni ohne Arndt

Wenn ein älteres Stück Architektur oder anderes Zeugnis der bildenden Kunst zum Restaurator muß, erhebt sich immer die Frage, ob in späteren Zeiten hinzugefügte Zusätze wieder entfernt werden sollen. Meistens sehen die zuständigen Kuratoren und Kunsthistoriker von solch drastischen Maßnahmen ab. Sie argumentieren, solche Veränderungen würden zur Wirkungsgeschichte eines Kunstwerks gehören und eine noch spätere Epoche habe nicht das Recht, ihren Standpunkt absolut zu setzen und auf dieser Grundlage in den Bestand des Werkes irreversibel einzugreifen.

Von diesem schönen, weil bescheidenen Gedanken scheint der Senat der Universität Greifswald nicht berührt worden zu sein. Gestern sprach das Gremium der bis dato mit dem Namenszusatz "Ernst-Moritz-Arndt" versehenen Uni die damnatio memoriae über den Dichter aus. Er sei ein arger Nationalist gewesen und tauge daher nicht für einen "weltoffenen Universitätsgedanken".

Daß Arndt ein Kind seiner Zeit war und seinen dichterischen Zorn nach Besatzungserfahrungen mit napoleonische Truppen entflammen ließ - wen interessiert das noch? Jedenfalls nicht die Greifswalder Tugendbolde, die sich im Besitze der alleinseligmachenden Wahrheit wähnen.




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