Donnerstag, 31. Mai 2007
Morituri te salutant oder Aufforderung zum Kotzen

Da sitzt eine, die wird sterben. Da sitzen zwei, die werden auch sterben. Und da sitzt noch einer, der darauf wartet, daß die eine stirbt.

Daß die Endemol-Amado selbst unter den moralisch verkommensten Subjekten einen prominenten Platz einnimmt (erinnert sich noch jemand an die Pädo-Veranstaltung namens "Mini-Playback-Show"?), ist ja schon seit Jahren 'rum. Aber wie sie gestern beim Plasberg ohne rot zu werden davon schwafelte, mit der Innereien-Versteigerung im holländischen Unterschichtfernsehen werde doch die Öffentlichkeit für das tragische Schicksal von Erkrankten sensibilisiert, die auf eine Transplantation warten (insert schluchzende Geigen here), hat selbst mich sprachlos gemacht. Gegen solches Pack sind sogar Waffenhändler und Verkäufer von als Kinderspielzeug getarnten Landminen noch Waisenknaben.


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Si hortum habes (VI)

Dahlienliebhaber sind im allgemeinen als friedfertige und harmlose Zeitgenossen bekannt, mit Geduld und Ruhe sehen sie ihren Lieblingen den Sommer über beim Wachsen zu, bis diese im Spätsommer und Herbst mit verschwenderischer Pracht alle Mühen der Pflege vergelten. Der Gärtner liebt seine Dahlien.

Schnecken leider auch.

Auf deren Speisekarte nehmen Dahlien einen Ehrenplatz ein, sie sind das Lieblingsessen, die Leibspeise, gleichsam vertilgbare Drogen für die braunen Schleimer. Anders ist jedenfalls nicht zu erklären, daß die Biester jedes Schneckenkorn und auch -linsen schnöde ignorieren, sich selbst vom scharfkantigsten Splitt nicht schrecken lassen, nur um schleunigst das Ziel ihrer Begierde zu erreichen, wo sie dann wie die Hasen im Salatfeld gemütlich mümmeln, bis alles ratzekahl gefressen ist.

Der Dahlienliebhaber ertappt sich bei mordlüsternen und blutrünstigsten Rachephantasien, die er sich detailliert ausmalt... aber es hilft nichts, die Dahlien sind weg. Natürlich treiben sie fleißig nach, doch ohne Schutz liefern sie nur Nachschub für gefräßige Schneckenmägen.

Also mußten Schneckenkrägen her. Kleinigkeit, denkt jetzt sicherlich jeder. Ab ins Gartencenter oder zum Blumenhändler, und schon ist das Problem beseitigt. Denkste. In und um ganz Köln habe ich wirklich jeden Garten-, Bau- und Sonstwasmarkt abgeklappert. In der Hälfte der Fälle wußten die Gartenfachangestellten (!) nicht einmal, was ich wollte. "Schneckenkrähen? Kenn' ich nicht, sowas haben wir nicht." Ja, klar doch, Krähen. So mit vielen Variationen. Die andere Hälfte wußte zwar Bescheid, aber beim "sowas haben wir nicht" herrschte dann wieder flächendeckende Einigkeit.

Versandhandel? Kurz vor dem langen Pfingstwochenende konnte ich mir solche Späße schenken, bis das Zeug bei mir angekommen wäre, hätten die Dahlien ihren Dienst sicher unter Protest eingestellt und dasZeitliche gesegnet.

Selbst ist der Mann, dachte ich mir dann. Zwar bin ich von Hause aus ja eher Altphilologe und nicht besonders üppig mit handwerklichem Geschick gesegnet, aber mich hatte die Wut gepackt, den Schnecken wollte ich es zeigen.


Der braune Kunststofftopf unter dem roten Plastikrand
ist leider etwas schwer zu erkennen.



Also einen Plastikblumentopf genommen, den Boden entfernt (absägen oder mit einer Gartenschere), ein flaches Stück Kunstoff (zum Beispiel den Rücken von einem Schnellhefter o.ä.), daraus ein kreisförmiges Segment ausgeschnitten, das dann ein wenig zusammengebogen und so fixiert wird, um eine konische Form zu erhalten. Auf dem oberen Rand des Blumentopfs gleichmäßig Klebstoff verteilt und dann das Kreissegment aufgeklebt. Das Konstrukt über die abgefressenen Mickerlinge gestülpt – fertig. Die Prozedur für jede einzelne Pflanze wiederholt. Seit einer Woche haben die Dahlien endlich ihre Ruhe und sofort angefangen, schnell und freudig zu wachsen.

Dahlienliebhaber sind im allgemeinen als friedfertige und harmlose Zeitgenossen bekannt, mit Geduld und Ruhe sehen sie ihren Lieblingen ...


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