Freitag, 21. Juli 2006
Schwellkörper

So. Heute also eröffnet in Schwerin die ominöse Breker-Schau. Es wurde sich ja bereits hinlänglich aufgeregt, man biete hier einem hochbezahlten und hochverwickelten NS-Künstler eine unzeitgemäße Plattform, man müsse viel mehr auf Brekers Verstrickungen in braunen Zeiten hinweisen usw usw.

Alles richtig.

Aber was ich ein wenig vermisse, ist der Hinweis darauf, daß der Mann nicht zuletzt ein schlechter Künstler war. Seine "Werke" können ja teilweise noch heute in freier Wildbahn besichtigt werden (z.B. vorm Berliner Olympiastadion). Und sie bestehen hauptsächlich aus ins Gigantomanische aufgeblasenen Muskelklöpsen, die mit zumeist etwas blödem Gesichtsausdruck (früher nannte man das "mutig" oder "entschlossen") aus blindem Marmorauge glotzen. Steinerne Mastodonten, die die Barbarei, den Krieg, den Tod feiern. Deformierte Sportlerfiguren, die das kleine Köpfchen offensichtlich nur noch als Medaillenbefestigung benötigen.

Das ist ganz einfach grauenhafter Monsterkitsch eines Kleinbürgers, der seine dürftigen Schuljungen-Phantasien über den Klassizismus endlich realisieren durfte (Keine Ahnung, was den Grass dazu treibt, den Breker toll zu finden. Alterssenilität?). Insofern stellt Breker bzw. sein Werk die idealtypische Verbildlichung der NS-"Kultur" dar, die große Künstler wie Mann, Brecht, Feuchtwanger, Zuckmayer, Hindemith, Klemperer, Schwitters ins Exil trieb und als einziges Qualitätskriterium die Größe kannte. Naja. Im Porneaux-Geschäft ist das noch heute so.

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Da scheinen Sie aber nur den halben Breker zu kennen. Es lohnt durchaus, die andere Hälfte anzuschauen. Dazu dient die schon im voraus abgebürstete Ausstellung. Ein lesenswerter Kommentar dazu heute in der Berlin Zeitung: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/feuilleton/570757.html

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Ja und? Nur weil Breker sich mal in Rodin-Imitation versucht hat (aber bitte ohne spätimpressionistische Beulen!), wird er mir auch nicht sympathischer.

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Nun ja - wie kunstfern der Mann war, sieht man nur, wenn man ihn sieht. Insofern habe ich nichts gegen diese Ausstellung, vorausgesetzt der Katalog taugt was und lässt diesen Gigantomanen sich nachträglich mit Originalzitaten um Kopf und Kragen reden. Ich habe aber alles gegen jene Leute, die dort hinrennen und diese grottenschlechte Schwarzenegger-Ästhetik zu "rechtfertigen" suchen. Der Junge konnte nichts - deswegen fand ihn der andere verhinderte Künstler, der auch nichts konnte, so toll.

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Ach natürlich soll man den Breker zeigen, da braucht es auch keinen Nanny-Text, der fürsorglich erklärt, wie schrecklich und böse der Mann war. Wie gesagt, ein Blick auf seine Helden-Dinosaurier und man weiß Bescheid.

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