Mittwoch, 22. März 2006
Lustige Amerikaner
Semmel erzählt von einer Begegnung mit einem wißbegierigen Pärchen aus Amerika. Da fällt mir ein ähnliches Erlebnis ein, das sich vor vielen Jahren zutrug: Als ich einstmalen in Rom lebte, ging ich eines Tages im Petersdom so vor mich hin (wie ich das zuweilen zu tun pflegte) und erweckte dabei in Außenstehenden offensichtlich den Eindruck von Weisheit und Klugheit. Jedenfalls ist dies meine Vermutung, denn alsbald sprach mich ein Ehepaar eindeutig amerikanischer Provenienz an, Auskunft über das wo und wohin von mir zu heischen. Der daraus folgende und nachstehend aufgschriebene Dialog hat sich tatsächlich genauso ereignet. Dabei ist folgendes zu bedenken: Es sprach vom Ehepaar nur der Ehegatte, dies im breitesten amerikanischen Slang, wohingegen ich seit alters her ein großer Freund des britischen Englisch bin und daher unter allen Umständen the Queen´s English bevorzuge.




Er: Sorry, can you please help us? Is this the Sistine Chapel?

Ich: No, that´s St. Peter´s Cathedral.

Er: Really? Gee, what to do to come to the Sistine Chapel?

Ich: You´ve to visit the Vatican Museums, pass them through up to the very end und there you´ll find the Sistine Chapel.

Er: Great! Do we see the Vatican Gardens, too?

Ich: Oh yes, there are a plenty of opportunities to see the gardens out of different windows. But you can also visit them after getting a special permit by Vatican authorities.

Er: So, we may see the Pope?

Ich: No, I don´t think so. Normally the Holy Father ist too busy to walk around his own gardens.

Er: Ya, I see… so, what can we do to see the Pope?

Ich: Oh, I have a great idea: every Wednesday in the morning the Holy Father is givig a big audience at St. Peter´s Square, thousands and thousands of people are coming and Holy Father is coming, too and giving preachings in different languages. You MUST join it!

Er: That sounds amazing! So tell me: which Pope comes?

Ich: Uhm… you know, we only have one single Pope. Okay, from the past up to now we just had 264 Popes…

Er: Two-hundred-sixty-four Popes?! Really? Oh no, no, that´s incredible! zu seiner Frau: Honey, come, let us go! :Beide ab.


Daraufhin entfernte auch ich mich ohne weitere Umstände. Seither halte ich mir stets vor Augen, daß besagtes Ehepaar noch zur intellektuellen Elite des Landes gehörte, verfügt doch die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung nicht einmal über einen Reisepaß und war demzufolge noch nie im Ausland.

Da die Amis noch nicht mal "bitte" und "danke" in anderen Sprachen beherrschen, werden sie von Römern, die sie nach dem Weg fragen, grundsätzlich in die um 180° entgegengesetzte Richtung geschickt.

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Nun, in welche Richtung ich jemanden schicke, haengt auch bei mir massiv von der Hoeflichkeit des Fragenden ab... *g*

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Auch in China schicken einen die Leute weiß Gott wohin. Allerdings nicht, weil sie boshaft sind, sondern weil sie nie zugeben würden, den Weg nicht zu kennen.

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Dann bin ich möglicherweise eine sino-römische Kreuzung: ich schicke unfreundliche Muffel auch mal gerne in die Pampa und würde überdies niemals nicht zugeben, vom erfragten Weg keine Ahnung zu haben.

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...oder: Latein mit chinesischen Schriftzeichen schreiben...;-)

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Nicht böse, nicht rachsüchtig, nur höflich...
Während mehrerer Jahre Italienaufenthalt wurde mir diese Erfahrung der "fehlerhaften" Auskünfte von vielen Fremden geschildert. Diese Neigung nimmt mit zunehmender südlicher Lage im Land zu, Sizilien übertrifft dabei offenbar das ganze Land.
Dabei ist es nicht die Unfähigkeit zuzugeben, es nicht zu wissen und auch keine Rache an den Fremden, sondern Italiener empfinden es als absolut "unhöflich", auf eine Bitte um Auskunft keine Antwort zu geben. Meine Empfehlung bestand darin, sich am nächsten Kiosk einen Stadtplan zu erwerben: die "lügen" meistens nicht!

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Die Bosheit zumindest der Römer habe ich oft genug beobachten können, die aber richtet sich, wie gesagt, nur gegen jene, die sich unwillig zeigen, sich auch nur um die einfachsten Wörter zu bemühen. Sobald man aber versucht, sein selbst abenteuerlichstes Räuberlatein zu verwenden, verkehrt sich die Ablehnung ins überschäumende Gegenteil: "ma parla bene Italiano!". Und wird gut behandelt. Als Gast, nicht als Tourist.

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