Ich habe seit längerem nicht mehr so einen niederschmetternden Unsinn gelesen wie heute im Interview mit der NRW-Piratin Julia Schramm auf Spon. Das Mädel schwadroniert da vom Ende des Datenschutzes, faselt vom Zustand der "Post-Privacy", in dem alle Träume kleiner Mädchen und stuhlkreiserprobter Sozialpädagogen wahr werden: nichts anderes ist gemeint als "eine Utopie, die Idealvorstellung einer Gesellschaft, die Privatsphäre nicht mehr nötig hat, weil es keine Diskriminierung mehr gibt".
Von dieser schönen neuen Welt sind wir natürlich noch gutes Stück weit weg, darum ist nötig, die lästigen Reste der Privatsphäre ("Privatsphäre ist sowas von Eighties." lacht) möglichst schleunig zu entsorgen. Und damit das leichter geht, müssen wir uns vor diesem persönlichen Freiraum gehörig gruseln. Denn was rede ich, das ist kein Freiraum, in dem ich meine Geheimnisse schützen darf, nein, "Privatsphäre ist auch der Ort, wo Ehemänner ihre Frauen schlagen". Wahrlich, da bleibt kein Auge trocken.
Dümmliches Gegacker einer unreifen Medienzicke (warum wundert es mich jetzt gar nicht, daß sie als Lieblingsbuch die generationenlang erprobte Teenie-Schnulze "Steppenwolf" nennt?), die ihr persönliches Exibitionismus-Problem zum Maßstab einer gesellschaftlichen Debatte macht und daherredet wie die assimiliationsfreudigen Borg, die uns bleichen Angesichts zurufen "Widerstand ist zwecklos".
Piraten? Muß nicht sein. Hat schon seinen Grund, wenn die Truppe an der Zwei-Prozent-Marke herumkrebst.
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Ich bin zwar nicht mehr Mitte 20, aber trotzdem jemand, der viel im Internet unterwegs ist und sich selbst als netzaffin bezeichnen würde. Ich will einfach nicht, daß solche Leute mit ihrem Anspruch durchkommen, sie repräsentierten "das" Netz.
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Dass man solche Elaborate aufmerksamkeitsökonomisch aufwertet, ist natürlich ein Dilemma, keine Frage. Aber nachdem diese Ideen von einigen wenigen Radikalinskis eh schon einen gewissen "share of voice" erreicht haben, ist es mir wichtiger, mit der inhaltlichen Auseinandersetzung auch zu signalisieren, dass diese binärböhmische Befreiungsbewegung aus dem Umfeld des talkshowbekannten Metaironikesen mit der roten Handfegerfrisur nur eine Splittergruppe ist, die kein Mandat hat, für die Netzgemeinde als solche zu sprechen.
Das Alter (ich gehe auf die 50 zu) mag ein Faktor sein, der einen etwas anderen Blickwinkel bedingt (ich habe mich in den 80ern nicht zu knapp mit der Volkszählungs-Problematik auseinandergesetzt). Aber ich würde diesen jungen Leuten ihr zartes Alter nicht als Manko aufs Brot schmieren. Wie sage ich immer: Zu jung zu sein für irgendetwas ist der einzige persönliche Fehler, der sich von selbst behebt.
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Insgesamt muss ich aber auch sagen, dass ich der Post-Privacy-Debatte einige datenschutzkritische Denkanstöße verdanke. Und zumindest scheint mir diese Spackeria-Frontfrau nicht ganz so dogmatisch eingefahren und kontrollverlustbesoffen wie ein ehemaliger FAZ-Blogger.
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Übrigens: Dieses Jahr ist wieder Volkszählung und ich freue mich schon auf die Frage: "Hat Ihr Haus/ Ihre Wohnung ein WC?" (<- gibts da wirklich). Ich werde "nein" ankreuzen, schließlich hab ich zwei. Und wer die Quadratmeterzahl wissen möchte, der kriegt einen Zollstock in die Hand.
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Drehen wirs doch mal um: Denn wäre Öffentlichkeit das, wo man auch in der U-Bahn halbtot geschlagen wird und keiner schreitet ein. Tolle Wurst...
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