Sonntag, 13. März 2011
Strahlendes Silber-Jubiläum

Der Mai-Anfang 1986 war wie so oft im Rheinland eine recht trübe und feuchtnasse Angelegenheit. Aber dafür kam mit angenehm warmen 22, 23 Grad buchstäblich die Maiwonne übers Land. In Bonn, wo ich damals studierte, legten die Stadtväter nach 20jähriger Pause erstmals wieder das Feuerwerksspektakel "Rhein in Flammen" auf, und man ließ sich auch nicht durch die beunruhigenden Ereignisse in der fernen Sowjetunion aus der Ruhe bringen, wo ein paar Tage zuvor in einem Kernkraftwerk mit dem merkwürdigen Namen Tschernobyl wohl technische Probleme aufgetreten waren.

Es war eine rundum gelungene Sache, Hunderttausende strömten in die Rheinaue und feierten, darunter auch ich. Ich freute mich wie ein Schneekönig über das schöne Feuerwerk, und mich störte auch nicht der feine Nieselregen, der uns die Köpfe befeuchtete.

Am nächsten Tag verkündeten die Nachrichtensprecher im Radio und im Fernsehen, alle Menschen, die am Abend zuvor im Freien gewesen wären, sollten die Kleidung, die sie getragen hatten, mehrmals gründlich waschen. Und sie empfahlen, ebenso gründlich zu duschen und die Haare zu waschen. Radioaktiver Fallout wäre mit den Regenwolken auch im Rheinland angekommen. Wochenlang durften die Kinder nicht mehr in die Sandkästen.

Das war dann ein Ereignis mitsamt dem Maßnahmekatalog, das in der Vorstellung immer unwirklich geblieben war, nicht mehr als nur so eine Art Science-Fiction-Requisite aus Filmen wie dem "China-Syndrom", plötzlich ganz nah, erschreckend nah.

So feiert die Furcht vor der radioaktiven Verseuchung nun angemessen ihr silbernes Jubiläum. Viele Grüße vom Sensenmann.



*****

... link 1K kommentieren