Man könnte viel über Stephanie zu Guttenberg und ihre "Jagd auf Kinderschänder" sagen. Man könnte sagen, wie verlogen das ist, von einer "milliardenschweren Kinderpornoindustrie" zu schwafeln, obwohl es die nachweislich nicht gibt. Kindesmißbrauch spielt sich bekanntlich zu 90 % im familiären Umfeld ab.
Man könnte viel zu dem populistischen Dummschwatz sagen, dem es nicht einmal peinlich ist, ausgerechnet Springers Titten- und Gossenblatt BILD für den Kampf um sexuelle Sauberkeit einzuspannen.
Man könnte viel über die Dummheit sagen, die beharrlich auf der Einführung von Netzsperren gegen vermeintlich "kommerzielle Tauschportale" für kinderpornografische Inhalte bestehen. Dies gegen die Expertise nahezu aller Experten zum Thema.
Man könnte viel gegen die moralische Verkommenheit sagen, die eine schmierige Treibjagd auf Menschen veranstaltet, ohne daß damit auch nur einem einzigen Kind geholfen würde.
Man könnte aber auch einfach sagen, wofür gestern abend der Sendeplatz der durchlauchtigsten Kinderschänderhatz auf dem Trash-Sender RTL II eigentlich vorgesehen war: "Grenzenlos geil! - Deutschlands Sexsüchtige packen aus!".
Nachricht von heute Mittag:
Heiner Geißler steigt in den Ring und will als Vermittler eine Einigung zwischen Befürwortern und Gegnern des Stuttgart-21-Projekts herbeizuführen. Seine Bedingungen sind klar: Friedenspflicht für beide Seiten, der Bau wird für die Zeit der Verhandlungen ausgesetzt.
Nachricht von gerade eben: Ministerpräsident Mappus (das ist der, der erst gestern Geißler als Vermittler benannt hat) erklärt, von einem Baustopp könnte ja überhaupt nicht die Rede sein. Stopp für den Baustopp.
Der Mann ist ein wahrer Könner. In nur 24 Stunden ernennt und demontiert er seinen eigenen Mittelsmann. Den dürfte der landesherrliche Dolch im Rücken sicherlich ungemein beflügeln, sein Verhandlungsmandat nocht wahrzunehmen.
Und Mappus macht weiterhin nach Kräften Wahlkampf für die Grünen. Die müssen im Moment gar nichts tun. Nur zuschauen.
Die schwarzgelbe Landesregierung in Stuttgart läßt sich nicht lumpen. In Treue steht sie fest zum größenwahnsinnigen Projekt Stuttgart 21, mit dem sich Bahnchef Grube und ein paar schwäbische Provinzpolitiker ein Pharaonengrab errichten wollen. Fiat justitia et pereat mundus. Das allerdings finden nicht alle gut, bockig wollen sie ihren alten Bahnhof behalten (der immerhin die Bombenstürme des 2. Weltkrieges überstand), auch von den uralten Bäumen nebenan möchten sie nicht lassen.
Trotzdem rückte heute die Polizei an, um mit Schlagstock, Reizgas und Wasserwerfereinsatz mal richtig unter den Demonstranten aufzuräumen.
Die Verantwortlichen um die CDU/FDP-Landesregierung mühen sich nach Kräften: sie verstehen es, Wahlkampf für Rotgrün zu machen.
Eins muß man den Schwarzen von CDU und CSU wirklich lassen, sie haben Humor. Wenn auch eher unfreiwilligen:
Erika Steinbach bleibt menschenrechtspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag.
Fünf Euro mehr für Hartz-IV-Bezieher, Millionen-Apanagen für gescheiterte HRE-Bankmanager, Milliarden-Geschenke an AKW-Betreiber und Pharmakonzerne: lange hat sich die Öffentlichkeit und die veröffentlichte Meinung darüber erregt, man wisse bei der Regierung überhaupt nicht, woran man bei ihr sei und wofür sie stehe.
Immerhin, diese Zweifel sollten nun ausgeräumt sein.
Nicht nur in Deutschland läßt der Bekanntheits- und Wirkungsgrad unseres neuen Bundespräsidenten noch ziemlich zu wünschen übrig. Auch im Ausland, und da erst recht, hatte man sich gerade erst an den blassen Köhler gewöhnt. Und schon ist ein Neuer da. Naturgemäß kommt es da leicht zu Verwechslungen, zumal dann, wenn der neue Mann von ihm ähnlich scheinenden Zeitgenossen begleitet wird. Doch was wären wir ohne unsere Qualitätspresse, die ihre Leser stets mit aller erforderlichen Detailtreue über das Wesentliche aufklärt.
So wie jetzt der Wiener "Standard" in seiner Online-Ausgabe. Zumindest in Österreich ist nun nicht nur jeder Zweifel ausgeräumt, mit wem Wulff so alles packelt, sondern auch, wer jetzt Herrscher im Lande deutscher Bundespräsident ist.