Hinter uns ein halbes Jahr voller Licht und strahlender Helligkeit. Vor uns sechs Monate voller Finsternis, die bis Ende Dezember auch noch jeden Tag zunimmt.
Kaum zu glauben, nachdem sich diese Tage mit einem geradezu gnadenreichen Leuchten verabschieden, auch heute, da zur Tagundnachtgleiche die Dunkelheit das Szepter übernimmt.
Nox est perpetua una dormienda.
Das Schöne an den Boni in Höhe von 25 Millionen für die Verantwortlichen einer Bank, die ihr Finanzinstitut in den Abgrund gewirtschaftet haben, ist die offensichtliche Frechheit, die hier zutagetritt. Daß der Steuerzahler ihnen den Arbeitsplatz mit 100-Milliarden-Garantien gerettet hat - egal. Daß es jedem Gefühl für Anstand widerspricht, unbeirrt "Belohnungen" für akutes Mißmanagement einzustreichen, wenn andernorten Leute wegen zu Unrecht verzehrter Maultaschen gefeuert werden - geschenkt. Pacta sunt servanda, und wenn dabei das poltische System zuschanden geht, ist es auch wurscht.
Es gibt in Übersee ja noch andere Bananenrepubliken, in denen diese Bankster ihren Lebensabend verbringen können. Und das Wetter ist dort auch noch besser.
Ich kann das Theater um den irren Pfaffen in Florida, der am 11. September ein paar Korane ankokeln will, überhaupt nicht verstehen. Die Mächtigen der Welt überbieten sich in Mißfallens-, Empörungs- und Abscheubekundungen und verhelfen dem Mann wunschgemäß überhaupt erst zu internationaler Berühmtheit.
Anstelle der lokalen Behörden würde ich was von angekündigter Brandstiftung murmeln und da übermorgen einfach einen Wasserwerfer hinschicken.
Der Ungleichzeitigkeiten ist kein Ende… auch einer meiner Blumen ist gerade dabei, mich ein wenig zu verunsichern. Eine Amaryllis, die ich vor ein paar Jahren geschenkt bekommen habe. Jedes Jahr blüht sie an Weihnachten und bis in den Januar, dann lasse ich die grünen Blätter stehen und im Frühjahr kommt das gute Stück raus auf die Terrasse, dort wird dann fleißig Saft & Kraft gesammelt. Im September geht's dann hinab in die wasserlose Finsternis des Kellers. Im Dezember dann hole ich sie wieder herauf, und mit Licht, Wärme und Gießwasser feiert die Amaryllis dann Wiederauferstehung.
Nur dieses Jahr hält sie sich nicht an diesen schönen Plan. Die Januarblüte war prächtig, grün und kräftig stand sie den Sommer über draußen - und blüht jetzt. Knallrot und pompös. Ein leicht merkwürdiges Gefühl, bei sommerlicher Witterung neben einer Weihnachtsblume zu sitzen.
Hippeastrum praecox
Wenn dafür dann das Wetter im Dezember… jaja, schon gut, man wird ja nochmal träumen dürfen.
Eigentlich heißt es, Geschichte wiederhole sich nicht, und falls doch, dann als Farce. Wenn aber der Sarrazin auf dem besten Wege zu Schill II ist und schon das Original ein koksender Operettenbuffo war, als was soll man dann das hier bezeichnen:
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Du weißt, daß du in der Zukunft lebst, wenn dein Taxifahrer von einem anderen Droschkenkutscher angerufen wird, der nach dem Weg fragt, und dein Fahrer ruft in der Zentrale an, um die Infos einzuholen.
Du aber sinnierst nicht über das Wunder der Mobiltelefone. Du denkst nur "warum benutzen diese Spinner kein GPS?".
Das ist das Schöne am schlechten Wetter: es lehrt einen Demut und Bescheidenheit und verhilft zu kleinen Freuden ohne besonderen Aufwand. Schon 17° oder 18° reichen aus, um auf der nach Südwesten geneigten Terrasse vor besonntem Garten einen angenehmen Nachmittag zu verbringen, eine Tasse Tee und eine Gabel Kuchen runden das Vergnügen ab.
Sage da keiner, der Herbst wäre schon da. Kommt nicht in Frage!