Thomas Leif ist bekanntlich ein exzellenter Rechercheur, gnadenlos investigativ. Lyssa heißt bei ihm "Frau Borschert".
Naja, ist auch schwer, dieses Dings mit der Realität.
Es gibt Augenblicke, da bin ich richtig froh, ein vergleichsweise unaufregendes Leben zu führen:
"Mann in Latexanzug und Handschellen mit Esel im Hotelzimmer verhaftet."
...oder verkleidete Fanboys auf der Convention:
"Eine PR-Agentur ... sorgt dafür, dass Mucke am Start ist, das Hausboot, ein Cocktailmixer, T-Shirts (die wir gestaltet haben) etc."
Es reicht also nicht aus, für irgendeinen mehr oder weniger sinnlosen Spielkram Reklame zu machen, man muß sich dazu unter allgemeinem Hurra-Geschrei auch noch sektenmäßig gleichschalten und verkleiden. Und wer für lau (!) mitmachen will, soll sich mit Oliba-Foto (!!!) bewerben. Das ist wirklich gruselig.
Rot war der Finstermond. Wie ein Kupferpfennig. Trotz rheinischen Regenhimmels. Der hatte nämlich ein Einsehen und räumte für ein paar Stunden das Feld.
Dank an die Regie.
Amarone della Valpolicella 1997 "Selezione Sergio Zenato".
Seit heute dürfen wir uns alle wieder ganz offiziell & mit richterlicher Erlaubnis fragen, ob Sigmar Gabriel zu den Nutten will. Und wie sich das gehört, trägt der SPD-Popbeauftragte die Kosten.
Immer, wenn ich in den 90er Jahren in Wien gewesen bin, war der Claus Peymann ein Grund, ins Burgtheater zu gehen, weil ich seine Auswahl und Inszenierungen der Stücke sehr schätzte. Aber seine Parteinahme für Christian Klar, die verstehe ich nicht. Dieser RAF-Zausel scheißt wie vor 30 Jahren auf Knopfdruck noch immer dieselben spätstalinistischen Eisenbetonbrocken, daß es die Sau graust.
Schon aus literarischen Gründen kann man einen solchen Mann nicht unterstützen.
Billigmarke, weniger Gehalt, längere Arbeitszeiten... bei der Telekom weiß man, wie Mitarbeitermotivation geht: mit dem Ochsenziemer. Da dürfen wir rosa Riesenkunden uns ja demnächst auf ganz kurze (oder keine) Warteschleifen, unheimlich kompetente und hilfsbereite Callcenterangestellte freuen.
Telekom-Boß René Obermann gibt die Richtung vor:
"Ja, das heißt auch mehr zu arbeiten und auf Besitzstände zu verzichten."
René Obermann verdient im Jahr knapp drei Millionen Euro.
An diesem grauen Vormittag geht draußen, auf dem Bürgersteig, ein alter Mann entlang, weißhaarig, aber noch in straffer, aufrechter Haltung und mit weit ausholenden Schritten, und als wir einander schon ganz nahe sind, beinahe auf Augenhöhe, trifft mich sein Blick. So abschätzig, so böse bin ich schon lange nicht mehr gemustert worden, und in einer Sekunde wird in oder hinter dem Altmännergesicht die höhnische Visage des überheblichen jungen Mannes erkennbar, der er einst gewesen ist, die Selbstgefälligkeit hat ihn oder sich selber in ihm sozusagen konserviert, und ich sehe, daß er eigentlich bis heute vornehmlich ein selbstbezogener Egoist geblieben ist. Und ich verabscheue ihn sofort und auf der Stelle, er ist widerlich und ekelhaft, weil ich solche Leute nur zu gut (oder schlecht?) kennengelernt habe. Von der Art, bei denen sich strotzende Körperlichkeit und Gesundheit zu uferloser Ignoranz zu gesellen pflegt. Einer, vor dem schon die Kleineren auf dem Schulhof Angst hatten, auch später dann, wenn er die Frauen verächtlich behandelt und benutzt hat, ein ganz und gar selbstbezogener und bösartiger Mensch, der sich selbst immer genug war, sich niemals reflektiert hat und das auch bis jetzt, da er siebzig Jahre oder noch mehr auf der Welt ist, nicht geändert hat, bis heute der Schrecken einer mit ihm gealterten Frau, seiner Familie, seiner Reihenhauskolonie. Es ist diese boshafte Feindseligkeit, die mich aus kleinen, verkniffenen Augen wie ein Fausthieb trifft und die ich so gut kenne, wenn mir Jugendliche begegnen, umgeben von einer Blase von lauernder Selbstherrlichkeit, die mich selbst, als ich ein Kind war, immer die Straßenseite hat wechseln lassen, ich hatte Angst, und diese Angst rochen diese halbstarken Jungstiere immer schon, so wie man Raubtieren nachsagt, sie könnten die Angst ihrer Opfer erschnuppern und würden dadurch zu nur noch größerer Angriffslust angestachelt.
Heute wechsele ich nicht mehr den Bürgersteig, aber bei solchen Gelegenheiten stehen mir die Momente der Furcht von einst aus der Erinnerung wieder ganz gegenwärtig da, das flaue Gefühl in der unteren Magengegend, alles wieder da, wie früher.
Und dann ist er vorbei und ich halte meine Tüte mit den Frühstücksbrötchen noch in der Hand. Und ich bin erschrocken, wie sehr sich Menschen durch all die langen Jahre treu bleiben, der Junge mit dem bösen Blick, dem malocchio und der andere, der ihm nicht in die Augen sehen konnte.
Was ich mich schon die ganze Zeit frage: wenn der Stoiber im September endgültig weg ist, kommt der Söder dann ins Tierheim?