Ich vermute mal, die derzeitige Vergrätzheit im Lande hat einen bisher ungenannten Grund. Gut, Beck ist sauer auf Lafontaine, Bürgerrechtler sind sauer auf Schäuble, und die meisten Bürger, weil vom Aufschwung, der von den Medien staatsfromm wie einst Berichte von der Ernteschlacht im DDR-Fernsehen knatternd gemeldet wird, im Portemonnaie nichts ankommt.
Ich glaube aber, es liegt auch am Wetter. Eine sehr naheliegende Erklärung, nicht nur die Blumen schauen nach gut zwei Wochen Dauerregen mittlerweile ziemlich griesgrämig in den bleiernen Himmel.
Um so schöner dann dies einfache Wunder: nicht Siegesmeldungen von der Wirtschaftsfront, noch Trophäenberichte vom Terrorkampf vermögen das Gemüt so aufzuheitern wie ein, zwei sonnige Tage. Es bedarf keiner großen Inszenierung, nur eines warmen Sonntag nachmittags im Garten, vor mir ein kleiner Teller erntereifer Früchte, betörend süß und verschwenderisch im Aroma. Das Gefühl der warmen Terrassensteine unter den nackten Füßen. Die wohlig im Sonnenlicht badenden und sich räkelnden Blumen. Versöhnung.
Zeit der Kirschen.