Freitag, 23. Februar 2007
Panorama ohne Überblick

Haha, die Nullchecker von den Öffentlich-Rechtlichen mal wieder. Gestern abend erfreute uns Panorama mit einem Beitrag über Killerspiele, in dem sich Einseitigkeit und völlige Ahnungslosigkeit übers Thema einen erbitterten Kampf um die Vorherrschaft lieferten. Tenor: Killerspiele sind ganz furchtbar gefährlich und verwandeln unsere lieben Kleinen in blutrünstige Massenmörder. Also muß dieses virtuelle Teufelszeux sofort auf den Index und gehört sowas von völlig verboten! Und wenn dann alles verboten ist, dann wird auch kein Jugendlicher niemals nicht auf die Idee kommen und die erschröcklichen Spiele etwa von einer ausländischen Seite 'runterladen oder - Gott bewahre - sich aus einem P2P-Netz holen. Ja, beim NDR haben sie wirklich Ahnung vom Internet...

Um diesen hanebüchenen Unsinn unters Volk zu bringen, schrecken die Redakteure auch vor zusammengestümperten Lügen- und Schauermärchen nicht zurück, wie netzpolitik.org anschaulich belegt. Keine Ahnung, wie sowas möglich ist. Volontieren gerade BLÖD-Redakteure beim NDR? Vom Stil her würde es hinkommen.

Wieder einer dieser Tage, an denen man sich nach dem Grund fragt, überhaupt noch das GEZ-Zwangsgeld abzuführen. Wenn ÖR-Redaktionen die Menschen nur noch als idiotisches Quotenvieh ansehen, das selbst den dämlichsten Agitprop gefälligst fraglos zu ertragen hat, gibt es keinen mehr. Gatekeeper 2007...

Immerhin, zumindest das Online-Volk scheint sich als erfreulich unempfindlich gegenüber der populistischen Verdummungspropaganda zu erweisen. Bei der Umfrage "Sollten die so genannten Killerspiele generell verboten werden?" fällt das Ergebnis ziemlich eindeutig aus:

Ja: 0,53 %

Nein: 99,47 %


*****

... link 0K kommentieren


Ich wäre völlig ungeeignet, um irgendwas Hippes für Presse, Funk & Fernsehen zu entwickeln. Vor allem für Letzteres. Ich merke das immer, wenn ich mich mit Fernsehfritzen, vor allem von den Privaten, unterhalte, die in irgendeiner Weise am content rumdoktern, also Formate basteln, Redaktion machen usw. "Sowas kann unmöglich funktionieren, so doof sind die Leute nicht", denke ich dann oft und entlarve mich so als ein Fall von hoffungsloser Naivität und Realitätsverweigerung. Natürlich konsumieren die Leute auch den letzten Unsinn lebendenthirnter Schauspieler-Imitate. Auch das AAL-Prinzip wurde mit den Unterschicht-BrüllTalkshows schon angewendet, Jahre bevor der Begriff erfunden wurde. DSDS fuktioniert genauso, nur daß der geneigte Betrachter neben Privat-Tv-spezifischen Pöbeleien jetzt auch noch persönlich den Daumen heben oder senken darf. Hach, wie partizipativ! Und es funktioniert (naja, auch wenn die Quoten wohl gerade ein bißchen schwächeln). Aber sonst: Gründe zum Fremdschämen galore. Aber nicht einmal dazu reicht es bei mir noch, wenn ich sowas wie das hier lese:

"Auf dem [RTL-Clipfish-]Portal gab es beispielsweise ein Online-Casting für "Deutschland sucht den Superstar", aktuell einen Wettbewerb, bei dem Teilnehmer Szenen aus "Gute Zeiten Schlechte Zeiten" nachspielen müssen."

Jawoll, die machen das freiwillig.

Nein, ich muß das nicht verstehen. Ich bin Altphilologe.


[Via]


*****

... link 0K kommentieren