Mittwoch, 11. Juli 2007

Irgendjemand hat die Formulierung benutzt und sie wie eine Brandfackel ins Stroh in den Köpfen der deutschen Journaille geschleudert: Schröders unsägliche, güldene Beweihräucherung vom toten Immendorff sei im Stil von / wie eine Ikone gemalt.

Das ist natürlich Unsinn. Nur weil irgendwo Blattgold oder glänzende Farbe auf dem Bild da ist, hat das nichts mit fromm oder Ikone zu tun.

In der Geschichte der europäischen Ikonographie wurden bei Heiligendarstellungen nicht die abgebildeten Personen, sondern deren Hintergrund golden eingefärbt, dies zum Zeichen, man bewege sich gerade in himmlischen Gefilden, umstrahlt vom göttlichen Licht. Mosaike in den Apsiden spätantiker und frühmittelalterlicher Kirchen, auch spätere Altarbilder, und dann eben auch bei Ikonen: golden leuchtet der Himmel. Alternativ konnte auch der Nimbus, also der Heiligenschein, hell in Edelmetallfarbe erstrahlen. Aber nie und niemals der porträtierte Heilige selbst, nicht einmal im Falle der Darstellung von göttlichen Personen.

Auch wenn das nur ein unwichtiges Detail ist: mich ärgert die Schlamperei vieler Journalistenkollegen, wenn sie stumpf & ohne eigenes Nachdenken irgendeinen Unsinn nachplappern, der mit geringstem Aufwand als alberne Haltlosigkeit enttarnt werden kann.

Als entsprechendes Attribut steht sie allerdings sowohl dem Großen Gasmann als auch seinem bildgewordenen Personenkult nicht übel an.


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Derzeit wird ja intensiv über die vorsorgliche Internierung von handy- und computerlosen Gefährdern nachgedacht. Auch hier heißt von Amerika lernen siegen lernen.

Ist eigentlich noch der Zaun um Heiligendamm da?


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Dienstag, 10. Juli 2007
Artikel 20 Grundgesetz

(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.


Nur mal so zur Erinnerung.


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Montag, 9. Juli 2007

Ich vermute mal, die derzeitige Vergrätzheit im Lande hat einen bisher ungenannten Grund. Gut, Beck ist sauer auf Lafontaine, Bürgerrechtler sind sauer auf Schäuble, und die meisten Bürger, weil vom Aufschwung, der von den Medien staatsfromm wie einst Berichte von der Ernteschlacht im DDR-Fernsehen knatternd gemeldet wird, im Portemonnaie nichts ankommt.

Ich glaube aber, es liegt auch am Wetter. Eine sehr naheliegende Erklärung, nicht nur die Blumen schauen nach gut zwei Wochen Dauerregen mittlerweile ziemlich griesgrämig in den bleiernen Himmel.



Um so schöner dann dies einfache Wunder: nicht Siegesmeldungen von der Wirtschaftsfront, noch Trophäenberichte vom Terrorkampf vermögen das Gemüt so aufzuheitern wie ein, zwei sonnige Tage. Es bedarf keiner großen Inszenierung, nur eines warmen Sonntag nachmittags im Garten, vor mir ein kleiner Teller erntereifer Früchte, betörend süß und verschwenderisch im Aroma. Das Gefühl der warmen Terrassensteine unter den nackten Füßen. Die wohlig im Sonnenlicht badenden und sich räkelnden Blumen. Versöhnung.

Zeit der Kirschen.


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Sonntag, 8. Juli 2007

Wenn der Schäuble sein derzeitiges Tempo beibehält, dann kommt er spätestens nächste Woche bei der Forderung nach Wiedereinführung der Todesstrafe an.


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Samstag, 7. Juli 2007
Von fahrlässiger Dummheit zur gezielten Tötung

Buh!

Man kann dem Innenminister Schäuble sicherlich manches vorwerfen, aber ganz sicher nicht mangelnde Bescheidenheit. Der Mann weiß meistens um seine Grenzen. Ähnlich, wie er vor einigen Tagen mit der Aussage zu erheitern wußte: "Meine Laienhafte Vorstellung, dass das Internet sowas ähnliches sei wie eine Telefonanlage, das stimmt eben lange nicht mehr" sind auch seine jüngsten Einlassungen sehr zur Zwerchfellmassage geeignet:

"Man könnte beispielsweise einen Straftatbestand der Verschwörung einführen, wie in Amerika"

Der Mann guckt zu viele Krimis und benutzt dabei sein Englischlexikon nicht. Dann wäre er nämlich darauf gekommen, daß dieser Tatbestand im deutschen Strafrecht schon seit langem existiert, und zwar unter § 129 StGB "Bildung einer kriminellen Vereinigung". Aber als Verfassungsminister kann man ja nicht alles wissen.

Daß er allerdings auch der gezielten Tötung Verdächtiger das Wort redet und weiter am Fundament unseres Rechtsstaates kratzt, paßt in das Schema gezielter und dosierter Provokationen.

"Heute [werden ]die genannten Rechte für Osama bin Laden ... abschafft, morgen für einen muslimischen Arzt im Kreiskrankenhaus, übermorgen für einen Pendler mit ausgebeulter Aktentasche und in nicht zu ferner Zukunft für jemanden, dessen Nase Hauptkommissar Schmitz nicht passt."


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Spritztour in Frankreich oder Fahrende Epotheken

Zur Tour de France erklärt die Berliner Zeitung, warum sie dieses Jahr auf eine Sportberichterstattung verzichtet:

"Zu dringend ist der Verdacht, dass es sich bei der Tour - allen Bekenntnissen und Bemühungen zum Trotz - nicht um professionellen Sport im klassischen Sinne handelt, sondern weitgehend um eine Leistungsschau der Pharmabranche." "Für das, was sich Radsport nennt, wäre ein täglicher Gerichtsreport die angemessene Form. (...) Im Prinzip ist es so: Wer in Gelb fährt, ist völlig unerheblich."

Genau. Radelnde Pharma-Vertreter gehören sowieso in den Wirtschaftsteil.

Memento mori.


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Freitag, 6. Juli 2007
Kiffen politisch korrekt

Ex-US-Vizepräsident Al Gore sorgt sich um die Umwelt. Und natürlich hat er zuerst sein eigenes Umfeld zu mehr grünem Bewußtsein bekehrt.

Am Mittwoch wurde Sohnemann Al Gore III. (jawoll, auch Demokraten numerieren sich in Usaland durchlauchtigst durch) von der Polizei wegen Drogenbesitz verhaftet. Eine Streife hatte den Stoff im Wagen des 24jährigen gefunden, nachdem er wegen überhöhter Geschwindigkeit gestoppt worden war.

Immerhin: das Auto fuhr mit Hybridantrieb.


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Donnerstag, 5. Juli 2007

Es gibt diese Tage, an denen die Wirklichkeit jede Phantasie mit Leichtigkeit überholt. Heute ist so einer: Mit ausdrücklicher staatlicher Ermunterung wird die russische Gasprom zukünftig eine Privatarmee unterhalten.

Nicht wahr, Herr Schröder, da erstrahlt das alte Wort von der "Richtlinienkompetenz" in ganz neuem Licht...


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