Samstag, 11. Februar 2006
Extremismus und sein Antidot
Zu Recht wird derzeit vom mancher Seite darauf hingewiesen, daß keineswegs nur in der islamischen Welt Stereotypen und Vereinfachungen bis hin zur kollektiven Diffamierung den öffentlichen Diskurs bestimmen. Auch im (europäischen) Westen ist das nicht anders, sei es in der ferneren Vergangenheit ("Hexen") oder in jüngerer Zeit ("Juden"). So weist z.B. Don Alphonso anhand des Beispiels der seinerzeit oft beschworenen "Türkengefahr" auf den mythischen Charakter solcher Zuweisungen hin, die sich bei näherem, historisch informierten Hinschauen in Nichts aufzulösen pflegen. Daher müssen auch die Befürworter der Pressefreiheit und die selbsternannten Lordsiegelbewahrer derselben sich immer wieder der Frage stellen, ob sie nicht selbst dem gleichen psychologischen Mechanismus erliegen.

Die Wahrscheinlichkeit ist dafür ist groß, handelt es sich dabei doch um eine allzumenschliche und – leider! – wohlvertraute Denkhaltung, die mit dem alttestamentarischen Wort "Sündenbock" am besten umschrieben ist. Das Leidige daran ist eben, daß der Mechanismus der Verdrängung auf individualpsychologischer Ebene genauso funktioniert wie auf der sozialpsychologischen. Deshalb auch sind die häufig (auch von mir) empfohlenen Gegengifte namens Information und Aufklärung letztlich viel weniger wirksam, als ich mir eigentlich eingestehen möchte.

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