Mittwoch, 1. Februar 2006
Beleidigt
Jetzt sind Moslems beleidigt, weil dänische Karikaturisten den Propheten Mohammed in ziemlich grenzwertiger Weise dargestellt haben und empören sich mit viel Geschrei.

Darüber sind wiederum manche in Europa beleidigt und werfen sich im Namen der Meinungsfreiheit mannhaft in die Bresche, in Frankreich will der France-Soir die inkriminierten Karikaturen nun aus "Solidarität" nachdrucken.

Das Problem ist ein ganz anderes, nämlich das des mangelnden Respekts. Wir sind in Europa mittlerweile so sehr daran gewöhnt, über alles und jeden kübelweise Spott auszugießen (immer schön dekonstruktiv), daß wir uns gar nicht mehr vorstellen können, wie derlei Tun in anderen Kulturkreisen wirkt.

Andererseits sind diejenigen in der islamischen Welt, die sich jetzt so stimmgewaltig über die "Schändung" des Ansehens des Propheten erregen, bisher auch nicht gerade als Vorkämpfer der Meinungsfreiheit aufgefallen.

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Ein damit zusammenhängendes Problem ist, dass das fanatische Potenzial gezielt angeheizt und benutzt wird und dann auch die Unentschlossenen mitgerissen werden. Man liest - ob es stimmt, kann ich nicht beurteilen - dass in den arabischen Ländern auch wirklich unerfreuliche Karikaturen verbreitet werden, die in der dänischen Zeitung gar nicht erschienen sind. Und den Menschen dort erzählt wird, die Zeitung sei in Regierungsbesitz und der Spott staatlich gewollt.

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wurzel des problems ist meines erachtens viel tiefliegender: wir suchen stets das verständnis dieser kultur/religion/politischen weltanschauung (islam ist eigentlich universell). diese unglaubliche arroganz des verstehen-wollens, wie erwachsene, die mit "guzziguzzi" auf kleinkindliches gebrabbel antworten, trifft dort auf taube ohren, wo man auf verständnis sclichtweg pfeift bzw. in der verständigungsuchenden christlich-abendländischen politik (drei widersprüche in einem, aber okay) nur ein mittel sieht, das zu verwirklichen, worin der eigentliche anspruch des islam liegt: eroberung. der islam teilt die welt - ganz grob - in drei bereiche: den islamischen (ist gut und muss bewahrt und ausgebaut werden), den pro-islamischen (wird geduldet, da nützlich) und die allah-lose restwelt (muss vernichtet werden und in den gottesstaat integriert werden). das ist die ureigentliche, konservativ gehaltene imperialpolitik dieser religion. hat ein bisschen was von kreuzrittermentalität in der zeit der abc-waffen. das ist nicht despektierlich gemeint. nur eine tatsache, die man ins auge fassen sollte, bevor man comic-palaver betreibt.

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@schluesselkind: Ja, solche Karikaturen gibt es, und leider werden die auch auf einschlägigen Rechtsaußenblogs quasi als "Rechtfertigung" für die Mohammend-Persiflagen herumgezeigt, immer nach dem Motto "was wollen die eigentlich, die sind ja noch viel schlimmer"; ich erspare mir einen Link darauf.

@c17h19no3: Dieses Verstehenwollen würde ich nicht direkt als westliche Arroganz diffamieren, vielmehr ist das eine Frucht der Aufklärung. Wir können uns nämlich buchstäblich mit unserem Weltbild auseinandersetzen und es befragen. Dieses Prinzip läßt sich grundsätzich auf jede Weltanschauung anwenden. Wenn das mit der Grundhaltung bzw. dem Ziel der Verständigung geschieht, mag das methodisch unsauber sein, negativ ist es deswegen nicht.

Daß derlei Auftreten von der Gegenseite nicht immer ernst genommen wird - wer wollte das bestreiten? Allerdings sei der Hinweis erlaubt, daß es "die" Gegenseite, "den" Islam so nicht gibt. Auch wenn jetzt die eine oder andere skandinavische Botschaft gebrannt hat: Kollektivschuldzuweisungen an die Adresse aller Muslime helfen jetzt nicht weiter, sondern kopieren höchstens die doch eigentlich von uns abgelehnte Denkhaltung.

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Meiner Meinung nach greift es viel zu kurz, die "Prokarikaturisten" in die rechte Ecke zu schieben und in den "Kontrakarikaturisten" nun die Vorkämpfer für den interkulturellen Dialog zu sehen.

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Sicher nicht. Vor allem dann nicht, wenn alle Beteiligten so offensichtlich mit dem gleichen Mechanismus zur Diffamierung arbeiten.

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