Wieder Ärger im Vatikan, diesmal um die Schweizergarde. Der alte Kommandant Daniel Anrig wurde von Papst Franziskus "gefeuert", wie Spon-Korrespondent Hans-Jürgen Schlamp zu berichten weiß. Ein schrecklicher Mensch sei dieser Anrig gewesen, ein strenger Schleifer, der seine Truppe "mit dumpfem Drill" auf Trab hielt. Gleichzeitig von Luxus besessen, habe er sich ein Luxusquartier einrichten lassen, mit vielen Zimmern, und Gipfel der Dekadenz, einem "Salon".
Also eindeutig wieder ein Schachzug des armutsbegeisterten Papstes, der einen dekadenten Gernegroß ins Retiro schickt, so paßt sich die Geschichte ins Bild des neuen Nachfolgers Petri ein.
Und wenn man genauer hinsieht?
Anrig war schon länger im Amt als turnusgemäß üblich. Generell stehen die Kommandanten der Garde fünf Jahre vor, diese Frist wäre schon im August 2013 abgelaufen. Also handelt es sich um eine ganz normale Ablösung. Und zu den restlichen, mit Presse-üblich antikirchlichem Pathos vorgetragenen Vorwürfen könnte der interessierte Journalist einfach mal nachschauen, was Papst Franz selber zur Causa zu sagen hatte. Dazu reicht ein Blick in die Zeitungen aus, ein schwierig zu bewerkstelligendes Interview ist gar nicht vonnöten.
Anfang Dezember erschien in der argentinischen "La Nacion" ein Text, in dem der Papst im Gespräch über die Umstände von Anrigs Amtsende Auskunft gibt. Auf Spekulationen, er habe den Kommandanten der Schweizergarde etwa wegen überzogener Strenge entlassen, sagte der Papst wörtlich: "Nein, gewiß nicht". Es handle sich um einen "ganz normalen Wechsel, da gibt es nichts Merkwürdiges", so Franziskus.
Ebenso wies er Unterstellungen zurück, die neu renovierte Wohnung des Kommandanten sei ihm zu großzügig gewesen. Er verwies darauf, dass der Kommandant vier Kinder habe. Anrig sei ein "guter Katholik, ein Familienmensch". Er habe sich nichts zuschulden kommen lassen.
Wenn die deutsche Presse inzwischen in keinem besonders guten Ruf mehr steht, dann nicht zuletzt auch wegen der Marotte vieler Journalisten, dem richtigen Spin zuliebe auch wesentlichste Fakten zu verdrehen oder wegzulassen. Aber die Leute sind nicht dumm, sie merken das. Und anders als früher können sie heute selber nachsehen, wie es sich mit der Wirklichkeit verhält.
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