Donnerstag, 6. September 2012
Heute wieder: Köln

Andere schöne Städte haben das Ohnsorg-Theater oder die Augsburger Puppenkiste, in Köln wird diese Funktion vom Stadtrat und der Verwaltung übernommen. In ihrem Bemühen, den Ruf der Stadt in alle Länder und Gaue unseres schönen Vaterlandes zu tragen, geben die Verantwortlichen dabei immer wieder Beispiele von großer Kreativität.

So erst jüngst, als ernsthaft die originelle Idee einer Schlangensteuer erwogen wurde, die z.B. Diskothekenbesitzer für die Menge der vor ihrer Türe wartenden Partygäste entrichten sollten, denn die Leute würden ja schließlich den "öffentlichen Raum nutzen".

Nachdem dieses Vorhaben überraschenderweise scheiterte, warteten die Stadtgewaltigen sogleich mit einem Doppelschlag auf.

Schlag 1: Köln bekommt eine Geisterbahn. Die für den Preis von weit über 1 Mrd. Euro, eines eingestürzten Archivs und zweier Toter errichtete U-Bahn soll erst ab 2019 fahren dürfen, weil der eigentlich ab 2015 vorgesehene Betrieb jährlich 6 Mio Euro verschlingen würde, die im klammen Stadtsäckel leider nicht mehr enthalten seien. Immerhin soll alle zwei Monate eine Bahn durchgeschickt werden, damit die Schienen nicht so rosten. Offensichtlich scheinen die Stadtväter zu glauben, daß der U-Bahn-Betrieb nach 2019 zum Nulltarif läuft und den städtischen Etat nicht mehr belastet…

Mein Vorschlag: die Tunnel wären hervorragen für eine Champignon-Zucht geeignet. Die Idee hätte zudem den Reiz, in Köln so etwas wie Tradition zu haben. Und Geld käme auch noch rein.


Tief verschneites Köln

Schlag 2: Vor einiger Zeit wurde die Grundsteuer in Köln mit der Begründung saftig erhöht, es schneie jetzt mehr als früher und häufiges Räumen und die Bevorratung mit Streusalz müßten finanziert werden. Dafür wurden die Anlieger von Bushaltestellen von der bisherigen Pflicht befreit, diese städtischen (!) Flächen auf eigene Kosten schneefrei zu halten. Nun erklärt die Verwaltung, die Räumpflicht für Haltestellen-Anlieger gelte auch in diesem Winter; ganz egal, was der Stadtrat beschlossen hat. Die Begründung (festhalten): Da der letzte Winter "außerordentlich mild ausgefallen ist", hätte die eigentlich zuständige Müllabfuhr "keine ausreichenden Erfahrungen hinsichtlich des Winterdienstes an den Bushaltestellen sammeln" können. Mit andern Worten: sie konnten den Umgang mit Schaufel und Besen nicht üben.

Und in all diesem Hänneschen-Theater kein Sterbenswort vom sogenannten Oberbürgermeister. Der drückt sich lieber in die Furche und geht waschweibergleich jeder möglichen Konfrontation aus dem Weg.

Das ist Köln. Hier ist das ganze Jahr über 1. April.




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