Mittwoch, 22. Juni 2011

Nein, ich bin kein besonderer Freund der Kernkraft. Zwar finde ich die Technologie an sich hochgradig faszinierend. Aber es ist ein denkbar kompliziertes Konzept, um Wasser heiß zu machen. Und wer den Müll 'runterbringt, weiß auch noch keiner.

Also. Insofern nix dagegen, daß wir uns hierzulande langsam von KKWs verabschieden. Aber wie das in Deutschland wohl nicht anders geht, geschieht das natürlich wieder unter maximaler ideologischer Aufladung. Da treten dann die Gegner wie zum letzten Gefecht an, religiöser Eifer und geradezu inquisitorische Inbrunst ersetzen nüchterne Faktenbezogenheit. Und wieder schreiten Studenten, die herrliche Avantgarde des jungen Geistes voran. Der ASta der TU (!) Darmstadt hat jetzt seinen Bannfluch gegen eine Wahlpflichtvorlesung zum Thema "Kernenergie" geschleudert. In Zeiten wie diesen natürlich eine hochverdächtige Sache, so eine Vorlesung, weil "diese Veranstaltung an keiner ernsthaften kritischen Auseinandersetzung mit Kernkraft interessiert ist", findet Giulietta Bender, ASta-Referentin für Gleichstellung und Feminismus (!!). Der Dozent und der Uni-Vizepräsident wurden aufgefordert, die Vorlesung ersatzlos abzusetzen.

Und weil Kernkraft jetzt erschröckliches Teufelzeux ist, muß der ganze Lehrplan mit manichäischem Eifer gesäubert werden. So erklärt der hochschulpolitische Referent (wieviele Referenten haben die da eigentlich?) dem staunenden Publikum: "Ein Atomausstieg in Deutschland bedeutet auch, dass nicht alleine die deutsche Energieproduktion auf regenerative Energien wechseln muss. (...) Ausstieg heißt Ausstieg und dieser muss konsequent auch in der Wissenschaft vollzogen werden."

Das ist nichts anderes als wissenschaftliche Selbstkastration auf dem Altar einer naiven Welterrettungsideologie. Haben diese Leute nicht einmal begriffen, daß auch der Ausstieg aus der hochkomplexen Kerntechnik nur mit entsprechend ausgebildeten Fachkräften möglich ist, zumindest wenn man nicht massenhaft Menschenleben gefährden will?

Wer wissen will, wie es eigentlich möglich war, daß die Roten Khmer unter Pol Pot auf dem Weg zum Steinzeit-Kommunismus jedes höhere Wissen ausradieren wollten, sollte hier genau hinsehen. Der Darmstädter ASta wandelt auf seinen Spuren.



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Najaaa,
eventuell bin ich da reisetechnisch etwas hypersensibilisiert, aber Pol Pot und die Roten Khmer mit dem ASta gleichzusetzen ist nicht ganz passend, wenngleich ich selbst zu Vergleichen neige, die recht drastisch sind. Natürlich mag die Denke doch sehr strange sein, aber andererseits frage ich mich, weshalb ein Betreiber von AKW da eine Vorlesung hält, halten muss. Nachwuxxrekrutierung?Nachvollziehen mag ich auch, dass das eine sehr parteiische Veranstaltung ist. Andere Frage: Handelt es sich um eine Pflichtvorlesung zur Erlangung eines Scheins?

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Natürlich sind die ASta-Traumtänzer keine Massenmörder, das ist schon klar. Aber sie offenbaren das Grundproblem aller Ideologen: daß sie die Wirklichkeit notfalls mit Zwang solange verbiegen wollen, bis sie ins Schema ihrer schönen Theorien paßt. Und dagegen bin ich beinah so allergisch wie gegen Dummheit.

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Da gebe ich Ihnen recht. Ich kriege S21 und all das einigermaßen hautnah mit und kann Ihnen sagen: Das hat auf beiden Seiten mittlerweile was quasireligiöses....

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