Montag, 20. Dezember 2010

Hartz-IV-Empfänger sollen zum Schneeschippen angestellt werden. Dieser Vorschlag ist nicht neu, schon in vergangenen Wintern kam so mancher Politker auf die Idee, das Versagen der vom Privatisierungswahn und Renditedenken umnachteten Stadtverwaltungen mit dieser Art neudeutscher Zwangsarbeit zu kaschieren.

Trotzdem konnte ich nichts dagegen tun, das erste, was mir als Assoziation durch die Gedanken flitzte, das waren die Beschreibungen Victor Klemperers in seinen Tagebüchern, wie er 1942 zum großdeutschen Schneeschaufeln abkommandiert wurde. Natürlich, natürlich, kein passender Vergleich, wie zur Entschuldigung man sich heutzutage pflichtschuldigst zu beeilen hat. Aber dennoch, die Assoziation ist hartnäckig:

"18. Februar... Anderer Rottenführer, anderer Aufseher, wieder beide sehr human und antinazistisch. 'Sagen Sie nicht, dass wir gut zu Ihnen sind, auch nicht auf der Gemeinde, machen Sie uns lieber schlecht, sonst haben wir Ärger.'... Gestern eine junge Frau oder Dame, stehenbleibend: 'Das ist doch zu schwer für Sie' (alle meinend) – 'Sie sind zu alt, man sieht auch, Sie haben andere Berufe' – (mit leidenschaftlicher Betonung:) 'So weit ist es mit Deutschland gekommen!'"
“19. Februar... Bin bald eine Woche Schipper. Es ist eine Schmach. Zum erstenmal antisemitische Bemerkung eines jungen Passanten: 'Laßt die nur arbeiten! Gut, dass sie auch mal arbeiten.'"
"22. Februar... Verteilung der Lohnbeutel. Name ohne 'Israel’. (Straßenmeister: 'Dazu bin ich zu taktvoll.')... Bei dem Barackenplatz ist Kommen und Gehen städtischer Arbeiter. Alle sehr freundlich zu uns Besternten."




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