Montag, 8. Februar 2010
Plagiat und Bewunderung

Eine 17jährige schreibt einen Roman übers Nachtleben und lässt hinsichtlich Sex, Drogen und der Berliner Clubszene an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Das Feuilleton ist begeistert und liegt anbetend vor Helene Hegemann im Staub. Was nicht viel heißt, denn die deutsche Geisteswelt war ja bereits von den in Charlotte Roches "Feuchtgebieten" reichlich geflossenen Vaginalsekreten zutiefst beeindruckt. Und nun kommt 'raus: Das Mädel hat abgeschrieben und findet das auch noch "total legitim".

Da drängen sich gleich mehrere Fragen auf: was reitet den Verlag, vor Drucklegung dieses Werkes nicht noch einmal genauer hinzusehen? Ist der "radikale" Reisebericht einer Minderjährigen durchs schwüle Treiben der Hauptstadt überhaupt glaubwürdig? Und sollte der Verlag nicht seine Jungautorin damit besser schützen, auch wenn sie eine Göre ist, die abgekupfert hat?

Und vor allem: was ist eigentlich aus dem schönen Grundsatz "Dummheit schützt vor Strafe nicht" geworden?



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An was für ein "Strafmaß"
hatten Sie denn gedacht?

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Das selbständige (!) Verfassen 1 Textes, der ohne die vom alternden Kulturbetrieb so geschätzten Anzeichen der Adoleszenz wie andauerndes Wälzen in sexualibus und hipper Jugendvokabeln wie "total" auskommt. Mal sehen, wie ein Text, der ohne diesen platten Schreckputz daherkommt, wirken könnte.

Und am Ende wär's gar keine Strafe.

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Ehrlich gesagt
teile ich weder die Begeisterung in Teilen des Feuilletons noch die Entrüstung über irgendwelche abgekupferten Textpassagen. Dass eine jugendliche Autorin irgendwie, wie soll ich sagen, total jugendlich (und entsprechend oversexed und underfucked) schreibt - was solls. Dummheiten sind gewissermaßen ein Vorrecht der Jugend - und zu jung zu sein für irgendwas ist einer der wenigen Fehler, die sich normalerweise von selber beheben.

Über die Qualitätssicherungsmechanismen im Verlag (und dessen Lektorat) wird indes noch zu reden sein, denke ich.

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Aber ja. Das wird bloß nichts an den Mechanismen ändern. Der nächste Hype ist schon vorprogrammiert: tiefe Einsichten einer 12jährigen Autorin in ihre ersten Menstruationsbeschwerden.

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