Es ist ja so: wenn sich jetzt alle Welt darüber freut, daß der italienische Operetten-Buffo Berlusconi nach dem Urteil des Verfassungsgerichtes nun wieder Gegenstand diverser Bestechungs- und Korruptionsprozesse sein wird, dann irrt sie. Sie freut sich nämlich in grober Unkenntnis der Verhältnisse. Diese zu beschreiben bedeutet nicht, "den" Italienern etwa eine schlampige Schlawinerhaltung zu unterstellen. Aber die Beharrungskräfte der unbeweglichen Bürokratie sind südlich der Alpen noch stärker als hierzulande, so wenig glaubwürdig diese kühne Behauptung scheinen mag.
Doch schon vor 25 Jahren verhielt es im Lande der blühenden Zitronen wie folgt, rein statistisch. Die Steuerfahndung überprüfte jedes Jahr ungefähr drei Prozent aller steuerpflichtigen Bürger. Was bedeutete, daß spätestens nach 33 Jahren herauskam, daß man das Finanzamt ordentlich und nach allen Regeln der Kunst betrogen hatte. Was naturgemäß einen Prozeß nach sich zog. Und zog. Bis zum endgültigen Durchschreiten des kompletten Instanzenweges vergingen rein statistisch weitere 30 Jahre. "Warum also", fragte mich damals mein befreundeter Lieblingsrestaurant-Besitzer in Rom, "warum soll ich Steuern zahlen? Bis etwas definitiv entschieden ist, bin ich längst tot!"
Und so, liebe Kinder, so ist das bis heute und so wird es auch im Falle des Cavaliere Berlusconi sein. Ganz sicher sogar. Der Mann ist 73. Und Beppe Grillo oder die "Repubblica" ersetzen keine substanzhaltige Opposition in Politik und Parlament.
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