Man sagt ja gemeinhin dem Südländer eine große Lebenskunst nach. Beneidenswert, wie er das Jetzt zu nehmen und zu genießen weiß, in den Tag hinein lebt, den lieben Gott einen guten Mann sein läßt, durch den die Sonne über Gerechte und Ungerechte scheint, zuverlässig jeden Tag.
Wir traurigen Germanen hingegen, von den Unbilden der einheimischen Witterung gebeutelt, wir müssen stets planen, vorbauen, Vorrat gegen kalte Winter sammeln, uns gegen Regenstürme bedachen, daß wir vor lauter Sorge um das Morgen das Heute vergessen.
Dieser Sommer aber, der uns alles abverlangt, der führt uns auch über unsere Stammesgewohnheiten hinaus. Keine drei Tage bleibt das Wetter gleich, alle umsichtige und kluge Planung schon deshalb für die Katz. Freunde zum Wochenende einladen, im Garten einen lauschigen Abend zu verbringen? Mit einer Vorlaufzeit von mehr als 48 Stunden versinkt diese Planung verläßlich im zornig tobenden Gewittersturm. Drum leben wir heuer nur im Hier und Jetzt, laden und Leute nur für heute ein, denn schon morgen könnte alles anders sein.
Lebenskünstler dank Schlechtwetter, wer hätte es gedacht?
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