Montag, 7. April 2008

Olympisches Symbol



1936 haben die Nazis (bei denen ja dauernd irgendwas brennen mußte) zur Berliner Olympiade den Fackellauf erfunden. 2008 kommt er wieder zu sich selbst zurück, als Symbol eines repressiven Systems, das sich selbst beweihräuchern will. Trotz aller willfährigen Lakaien in den NOKs (There's No Business Like Show Business, Schätzchen!) finden die Leute das nicht mehr unbedingt toll.

Angefangen von der lächerlichen Entzündungszeremonie in Griechenland, mit gravitätisch slomo-armwackelnden Schauspielerinnen im antikischen Theaterfummel bis hin zur Notwendigkeit, das olympische Feuer von Tausenden Sicherheitskräften schützen lassen zu müssen: alles Schmu und Betrug, unfreiwilig selbstentlarvt.

Und zwischendurch war es jetzt in Paris sogar aus, das Feuer. Ohne Wasserpistole. Fallen die Spiele jetzt auch aus?


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Von der eher peinlich anmutenden Theatralik mal abgesehen:

Irgendwo ist da doch eine riesengroße Heuchelei dabei, bei der ich Sorge habe, meine Fußnägel könnten sich ob dieser Malaise aufrollen:

Damals, als man sich für Peking entschieden hat: Wo zum Teufel waren denn da die politischen Klugscheißer, die heute von Olympiaboykott schwadronieren? War China damals keine Diktatur und TianAnMen´89 nur eine Einbildung?
Und die gleichen politischen Klugscheißer haben nichts, absolut gar nichts dagegen, dort Autos bauen zu lassen, den Transrapid zu liefern und sonstige Geschäfte zu machen. Vielleicht sind ja die Chinesen auch lupenreine Demokraten, irgendwie.

Überhaupt Olympia: Sehr einfach, da mal schnell die Eröffnungsfeier abzusagen. Tut ja keinem weh. Zumindest nicht so weh, wie ein Entzug chinesischer Finanzreserven oder die Aufgabe eines lukrativen Geschäfts. Und boykottiert wurde ja auch schon öfter: Mindestens 1976, 1980 und 1984. Eine nachhaltige Wirkung, vom Imageverlust der Boykottierenden abgesehen, konnte ich nie erkennen. Es wäre mir auch neu, dass politische Unwegbarkeiten nun auf dem Sportplatz entschieden würden. Oder habe ich etwa das Länderspiel gegen Polen verpasst, bei dem die Gebiete jenseits Oder-Neiße verzockt wurden?

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Dieselben Leute, die sich heute mit Krokodilstränen in den Augen gegen eine "politische Vereinnahmung" der Spiele wenden, haben vor zehn Jahren mit den segensreichen politischen Auswirkungen dafür geworben, die die Vergabe der Spiele nach Peking mit sich bringen würde. Freiheit! Menschenrechte! Offenheit! Jaja.

Das hat 1936 für Berlin nicht gestimmt, das hat 1980 für Moskau nicht gestimmt, und das stimmt 2008 nicht für Peking. Was sich nicht geändert hat: die willfährigen Arschkriecher, die für ein bißchen Glamour und mittlerweile auch richtig viel Geld bereit sind, auch den übelsten Menschenschlächtern die Schleimspur auszulecken.

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