in palästinensisches Jugendorchester aus Jenin im Westjordanland machte dieser Tage eine sehr kurze und gleichzeitig sehr lange Reise. Das vor drei Jahren gegründete Ensemble mit dem sehnsuchtsvollen Namen "Friedenssaiten" gastierte erstmalig in Israel, nur wenige Kilometer von seiner Heimatstadt entfernt. Das Publikum war diesmal ganz besonders: die dreizehn Kinder spielten vor Überlebenden des Holocaust auf. Das erste Stück war ein arabisches Lied mit dem Titel "Wir singen für den Frieden".
Hier wäre jetzt der Augenblick für gerührtes Seufzen und einen versonnenen Gesichtsausdruck. Wer mag schon ermessen, wohin dieser kleine Akt voller Menschlichkeit führen kann?
Doch leider, der mit den politischen Zeitläuften vertraute Mensch ahnt es schon, ist die Geschichte hier noch nicht zu Ende. Denn die unmittelbare Reaktion der palästinensischen Behörden fiel eindeutig aus: der Probenraum des Orchesters wurde gekündigt und zugesperrt, die Instrumente beschlagnahmt und das Ensemble selbst zwangsaufgelöst. Ein Aktivist im palästinensischen Flüchtlingslager von Jenin beschuldigte den Leiter des "Friedenssaiten" des "politischen Mißbrauchs". Mehrere empörte Eltern erklärten, hätten sie um das Ziel der Orchesterreise gewußt, würden sie ihren Kindern niemals die Erlaubnis gegeben haben.
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estandsaufnahme re:publica?
Auch gemeinsam sind wir erfolglos.
raußen wälzt sich die Wirtschaftskrise durch die Welt und frißt eine Bank nach dem anderen Staat, aber in Europa bleibt man unbeirrt und läßt sich nicht verschrecken. Da ist immer Zeit auch für das kleinste Karo, dessen Pflege sich die Eurokraten bekanntlich mit besonderer Leidenschaft verschrieben hat. Jüngstes Produkt der liebevollen Bevormunder in Brüssel: das Handbuch für den "geschlechtsgerechten Sprachgebrauch". Das europäische Parlament sah sich genötigt, dem gräßlichen Mißbrauch der Sprache durch verbalen Sexismus entschlossen entgegenzutreten und ließ eine "hochrangige" Arbeitsgruppe unter Leitung von nicht weniger als acht Parlamentsvizepräsidenten mehrere Jahre an einem Vademecum für den Dolmetscher arbeiten, auf daß hinkünftig strengste Neutralität an der Geschlechterfront und im Amtseuropäisch herrsche. Einseitige oder gar diskriminierende Wörte sollen ausgemerzt werden.
Wehe dem, der noch "Polizist", "Lehrer" oder "Fahrer" sagt. Er entlarvt sich als ewiggestrig und dazu als übler Chauvi. Die moderne Formulierung hält ab sofort "Polizeikraft", "Lehrkraft" oder "fahrendes Personal" bereit. Immerhin sind sie in Brüssel weiter als die Gleichstellungs- und Fahrradbeauftragten hierzulande. Die verschandeln amtliche Texte durchweg mit monströsen Dopplungen à la "Polizistinnen und Polizisten" oder "Lehrerinnen und Lehrer", gespannt warte ich auf "Kinderinnen und Kinder". Und die künftig korrekte Titulatur des Schnee- oder gar des Weihnachtsmannes bleibt hier wie dort gänzlich ungeklärt. Das Frappierendste an der Angelegenheit: niemand käme auf die Idee, diese Geschichte in Zweifel zu ziehen, nicht einmal heute, am 1. April.
Wozu haben wir eigentlich Ede, "den Stammler" Stoiber zum Entbürokratisieren nach Brüssel geschickt?