Dienstag, 3. Februar 2009
Römische Spiele

as sich da derzeit in Rom in Sachen der rehabilitierten und holocaustleugnenden Piusbrüder ereignet, kann bei Kennern des Vatikans durchaus ein Déjà-vu auslösen.

Denn dem Betrachter begegnet im Grunde ein altes Spiel, das von der vatikanischen Maschinerie schon seit Tausend Jahren mit höchster Geschicklichkeit aufgeführt wird. Es heißt "das Beherrschen der Beherrscher". Es funktioniert eigentlich recht einfach. Man stattet einen Menschen mit möglichst viel Macht und umgibt das Ganze dann mit möglichst viel Theatereffekten, Kostümen, Zeremonien und sonstigem Klingeling. Und dann nimmt man dem Mann, der so 24 Stunden am Tag beschäftigt ist, die Macht wieder weg und gibt sie dem bürokratischen Apparat zurück.

Und das ist es, was immer offensichtlicher auch Ratzinger passiert ist. Die Päpste sind im Lauf der Zeit dieses Apparates mit wechselndem Erfolg Herr geworden. Pius XII. war ein Römer und ein Produkt dieser vatikanischen Maschinerie, auf der er wie auf einer Klaviatur zu spielen vermochte. Das Gegenteil traf für seinen Nachfolger Johannes XXIII. zu, der norditalienische Bauernsohn setzte sich so gewitzt wie verschmitzt über die entsetzten Bedenken der Kamarilla hinweg und erfand das II. Vatikanische Konzil, hinter das nicht nur die Piusbrüder, sondern wohl auch Ratzinger wieder erkennbar zurückwollen.

Aber man sollte nun nicht alle Hoffnung fahrenlassen. Konzilien haben zuweilen die Eigenart, erst nach längerer Zeit ihre erfolgreiche Wirkung zu entfalten. Bis zum Beispiel das Konzil von Nicäa im Jahr 325 sich in der Kirche wirklich durchgesetzt und seine theologischen Implikationen sämtlich abgearbeitet wurden, waren fünfhundert Jahre und sechs weitere Konzilien nötig.

Kein Grund also, jetzt wegen der Piusbrüder die Flinte ins Korn zu werfen. Sub specie aeternitatis werden sie bestenfalls eine Fußnote der Kirchengeschichte bleiben.



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